Sonntag, 20. Mai 2012

Meine Buchrezension zu "Der Federmann" von Max Bentow

Die Einleitung:
Neulich war ich mal wieder in der örtlichen Bücherei, um ein paar Bücher abzugeben.
Bei dem Regal mit den neuen Büchern wurde mein Blick durch das Cover des Buches “Der Federmann“ gefesselt.
Ich las schnell noch die Inhaltsangabe auf der Rückseite des Buches und lieh es mir dann gleich aus.

Der Autor:

Max Bentow wurde 1966 in Berlin geboren.
Nach seinem Schauspielstudium war er an verschiedenen Bühnen als Schauspieler tätig.
Für seine Arbeit als Dramatiker wurde er mit zahlreichen renommierten Preisen und Stipendien ausgezeichnet.
Mit „Der Federmann“, dem ersten Kriminalroman um den Berliner Kommissar Nils Trojan, gelang Max Bentow auf Anhieb ein großer Erfolg und eine Platzierung unter den Top 10 der SPIEGEL-Bestellerliste.
Mit dem Buch  startete Max Bentow sein Debüt als Kriminalschriftsteller.
Zuvor schrieb er nur Bühnenstücke.
Sein Roman ist in Berlin angesiedelt.
Er selbst wohnt und lebt in Kreuzkölln.

Fakten zum Buch:
Das broschierte Taschenbuch erschien im Jahr 2011 beim Page & Turner -Verlag. 
Der Psychothriller umfasst 384 Seiten und ist im Buchhandel für 14,99 Euro zu haben.

Das Buch gibt es außerdem noch als E-Book in der Kindle-Edition und als Hörbuch zu kaufen.

Die Gestaltung des Buches:
Das Cover des Buches sieht aus wie eine schmutzig-weiße Betonmauer.
Ganz oben steht in schwarzen Großbuchstaben der Name des Autors.
Im Zentrum des Covers sieht man ein Rotkelchen, was für Kenner des Buches etwas unpassend wirkt, handelt es sich doch bei den Vögeln im Buch um Gimpel (Dompfaffen) und nicht um Rotkelchen.
Der Titel des Buches und das Genre wurden mit weißen Großbuchstaben auf dem Hintergrund des Rotkelchens angebracht.

Ganz unten auf dem Cover sieht man das geschwungene Emblem des Verlages Page & Turner.
Auf der Rückseite des Buches findet man eine kurze Inhaltsangabe, welche ich weiter unten wiedergeben werde.

Die Rückseite passt in Design und Schriftfarbe gut zu der einzelnen Vogelfeder, die diese verziert.
Das Buch wird als teuflisch, clever, atemlos böse und verstörend gut angepriesen.

Wir dürfen also gespannt sein…
Klappt man das Buch auf, sieht man eine ansprechend gestaltete Seite mit Vogelfedern und einem kleinen Text, der die Vorfreude auf das Buch weckt.
Meiner Meinung passt das Cover bis auf die Verwendung des falschen Vogels gut zur Geschichte des Buches.
Das durchgängige Federmotiv macht einen durchdachten Eindruck und lädt dazu ein, in dem Buch zu blättern.


Der Verlag über das Buch:
Er tötet Vögel – und Frauen mit blondem Haar.
Niemand kennt sein Gesicht.
Außer einem kleinen Mädchen.
Als der Berliner Kommisar Nils Trojan an den Schauplatz eines Mordes gerufen wird, erwartet ihn eine grausame Inszenierung:
Der jungen Frau wurden die Haare abgeschnitten, ein zerfetzter Vogel ist auf ihrem Körper platziert.
Trojan und sein Team sind entsetzt, doch noch während sie die ersten Ermittlungen einleiten, ereignet sich ein zweiter Mord:
Wieder hatte das Opfer lange blonde Haare, und wieder hinterlässt der Federmann einen makabren Gruß in Gestalt eines toten Vogels.
Unterstützt von der Psychologin Jana Michels macht sich Trojan an die Lösung des Falls und befindet sich unvermittelt auf einer Reise in die tiefsten Abgründe einer kranken Seele.
Teuflisch clever, atemlos böse, verstörend gut- die neue Krimiserie mit dem Berliner Kommissar Nils Trojan.

Die Geschichte und meine Meinung dazu:
Das Buch beginnt mit einem Prolog.
Der Mörder, der später den Namen „Der Federmann“ bekommt, ist auf einer Party im Haus der Eltern der Gastgeberin.
Keiner kennt ihn, er wurde nicht einmal eingeladen.
Anders als die anderen wird er von den Mädchen vor Ort nicht beachtet.
Er trinkt wenig, trägt ein gefrorenes Lächeln auf den Lippen und gesteht sich keine Freude zu.
Kein Wunder also, dass ihn niemand anspricht…
Der Mörder versteckt sich im Haus und wartet, bis alle Gäste gegangen sind und die Gastgeberin allein ist.
In der Tasche seines Jacketts versteckt er einen kleinen  Vogel, den er zerquetscht und der erschrockenen Gastgeberin überreicht….
Als ich den Prolog gelesen habe, lief es mir eiskalt den Rücken hinunter.
Ich verachte Tierquäler und Menschen, die so kaltblütig wie
der Federmann Tiere töten finde ich grauenvoll.
Nun beginnt der erste Teil des Buches.
Der Berliner Kommissar Nils Trojan kommt im Traum an den Schauplatz eines nicht existenten Tatorts und wird mit seinem eigenen Versagen konfrontiert.
Im Wachzustand folgt darauf eine Panikattacke und schnell wird deutlich, dass dies nicht seine Erste ist.
Sein einziger Halt in seinem Leben ist seine 15-jährige Tochter Emily, die nach der Trennung der Eltern bei ihrer Mutter Friederike wohnt.
Trojans Alltag in Berlin Kreuzberg zeichnet sich durch einen leeren Kühlschrank, schlaflose Nächte und heimliche Besuche bei der Psychologin Jana Michels aus, welche er wegen seiner häufigen Panikattacken zu Rate gezogen hat.
Er fährt oft mit dem Fahrrad zur Arbeit oder mit seinem alten Golf.
Kommissar Trojan lebt für seinen Beruf und gönnt sich kein wirkliches Privatleben.
Jetzt ändert der Autor die Perspektive.
Sie wechselt zu  Coralie Schendel, einer jungen Büroangestellten, die gerade auf ihren Freund Achim wartet, der in London studiert und in wenigen Tagen wieder nach Berlin zurückkehren wird.
Coralie malt sich ihre gemeinsame Zukunft in den schönsten Farben aus und genießt den Abend, bis sie einen kleinen roten Vogel in ihrem Schlafzimmer findet.
Sie reagiert völlig hysterisch auf dessen Anwesenheit und schlägt mit einer Decke nach ihm.
Das macht sie für mich extrem unsympathisch, denn ihre panische Reaktion und ihr Ekel gegenüber einem harmlosen kleinen Vogel kommen mir völlig überzogen vor.
Der Vogel ist weg und Coralie wendet sich endlich den wichtigen Fragen zu:
Ihre Wohnungstür war verschlossen, die Fenster auch.
Woher kam also der Vogel?
Der Täter beobachtet Coralies Hysterie voller Genuss und ich beginne mich zu fragen, wer er ist und was er mit Coralie vorhat.
Diese genießt den Feierbad gerade mit einer ausgiebigen Dusche und einem selbst gekochten Essen, bis sie voller Entsetzen feststellen muss, dass sie nicht alleine in der Wohnung ist.
Wenig später wird Nils Trojan zu einem Tatort gerufen.
Dort findet das Ermittlerteam eine weibliche Leiche, mit toten, ausgestochenen Augen, einer kreisförmigen Schnittwunde am Bauch, ohne die vormals blonden Haare und auf ihrem Bauch liegt ein toter ausgeweideter Vogel ohne Federn.
Es gibt keine Einbruchspuren und voller Grauen frage ich mich, wie der Täter in die geschlossene Wohnung gelangen konnte.
Die Ermittlungen laufen in Hochform und Trojans Chef Hilmar Landsberg verlässt sich dabei mehr als ein Mal auf Trojans treffsicheren Instinkt.
Während ich noch über den Täter und dessen Motive nachgrüble, gibt es einen neuen Erzählstrang.
Die zehnjährige Lene hat kein einfaches Leben.
Ihr Erzeuger ist ein trunksüchtiger Schläger, der Lenes Mutter verprügelt und von seiner Tochter nichts wissen will.
Die Mutter lebt alleine mit der Tochter und sie haben wenig Geld.
Lene hat keine richtigen Freunde und ist bei Sorgen und Problemen völlig auf sich allein gestellt.
Durch einen dummen Streich lernt sie einen infantil wirkenden Mann kennen und eine merkwürdige Freundschaft beginnt.
Als Leserin schwanke ich zwischen einer subtilen Ahnung, einer schleichenden Angst und dem unbestimmten Gefühl, dass Lene in der Freundschaft eventuell doch Schutz finden könnte.
Auch Lene findet einen verletzten Dompfaff bei sich zu Hause und sieht wenig später einen grausamen Mord mit an.
Völlig verstört und jedem Rest von Sicherheit beraubt flieht sie und die Suche nach ihr bringt eine unheilvolle Kette von Umständen in Gang, während der unheimliche Federmann munter weitermordet.
Trojan ist auf der Suche nach Lene.
Sie ist die einzige Zeugin des Federmanns und während Trojan versucht sie zu finden, kommt der Mörder ihm mehr als ein Mal empfindlich nahe.
Trotz seiner angeschlagenen Psyche spielt er in Verhören die Rolle des bösen Bullen ganz gut.
Privat ist er jedoch völlig außer sich und ähnlich wie Lene wirkt auf den ersten Blick auch völlig auf sich allein gestellt, denn wirkliche Freunde oder soziale Kontakte hat er bis auf den Kontakt zu Jana Michels nicht.
Der Fall wühlt ihn auf und er sucht Rat bei Jana Michels und versucht sich durch ein Treffen mit seiner frisch verliebten Tochter Emily abzulenken.
Es gibt neue Mordopfer und der Täter weicht scheinbar von seinem Muster ab, nur um wenig später erneut grausam und geplant seine Macht zu demonstrieren.
Wer ist der Federmann ?
Warum tötet er seine Opfer?
Warum hinterlässt er die toten Gimpel bei seinen Opfern?
Wieso sticht er den armen Frauen die Augen aus und entfernt ihr Haar?
In einem Finale, welches die vorangegangen Morde an Grausamkeit und Kalkül noch überbietet schlägt der Federmann erneut zu.
Er beobachtet seine Opfer und verhöhnt Trojan, der unfreiwillig ein wichtiger Teil des Finales wird.
Auf den letzten Seiten des Buches fügen sich all meine ungeklärten Fragen bezüglich des Buches wie Puzzleteilchen aneinander und ergeben ein grausiges Bild.
Nun erfahre ich endlich, was die Opfer miteinander verbindet, wer der Täter ist und welches Motiv sich hinter seinem kranken Plan befindet.
Ein Epilog zeigt sozusagen die Scherben auf, die das Wüten des Täters hinterließ und lässt mich erschauern, als eine weitere, unheilvolle Wahrheit ans Licht kommt.

Mein Fazit:
Mit der „Der Federmann“ hat mich der Autor in seinen Bann gezogen und von seinem Schreibstil überzeugt.
Die Geschichte ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite und es fiel mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen.
Die detailreichen Erzählungen lassen bei mir Bilder zu den einzelnen Buchabschnitten entstehen und vor meinem geistigen Auge sehe ich den Federmann geradezu vor mir.
Mit Kommissar Nils Trojan hat Herr Bentow einen sympathischen, durch und durch menschlichen Protagonisten geschaffen, der schnell meine Sympathie auf seiner Seite hatte.
Es gefiel mir, wie er verzweifelt darum bemüht ist, seine Professionalität zu wahren und gleichzeitig privat versucht, seine Psyche und sein Leben wieder ins Lot zu bringen.
In Jana Michels hat er eine gute Verbündete gefunden und ich frage mich, ob die Beiden wohl in Zukunft ein Paar werden.
Er ist ein pflichtbewusster Polizist und ein liebender Vater, dessen Privatleben leider zu kurz kommt.
Seine Ex-Frau Friederike bietet da einen guten Gegenpol dazu.
Sie ist schön, wohlhabend und bieder und lässt ihm keine Zeit für Erklärungen.
Seine Tochter Emily ist mir da schon viel sympathischer.
Sie plagt sich mit den gängigen Teenagersorgen herum und hält zu ihrem Vater, auch wenn sie vieles nicht weiß oder versteht.
Lene ist eine weitere Hauptfigur des Buches.
Mit ihr fiebere ich mit, mit ihr leide ich und oft bangte ich darum, wie es wohl mit ihr weitergehen wird.
Sie ist kindlich naiv und gerät häufig in brenzlige Situationen.
Sie steht völlig allein da und man möchte sie am Liebsten an die Hand nehmen und ihr zeigen, dass das Leben auch schöne Seiten zu bieten hat.
Der Federmann war mir von Anfang an unheimlich.
Er beobachtete und handelte im Verborgenen und mordete mit einer Grausamkeit, die mich schaudern lässt.
Seine Motive und seine Geschichte sind erschreckend und überzeugen durch ihre Andersartigkeit.
Seine Taten werden sehr detailliert und unverblümt geschildert, daher ist das Buch nichts für Zartbesaitete und essen sollte man während der Lektüre möglichst auch nicht.
So manchen Leser und so manche Leserin mag es sicherlich befremden, dass Vögel in diesem Buch so angstbehaftet dargestellt werden.
Dies liegt daran, dass der Autor nach eigener Aussage selbst Angst vor Vögeln hat und ihr Flügelflattern als bedrohlich findet.
Diese und weitere Hintergrundinformationen zum Buch findet ihr in dem Interview, welches der Autor zum Buch gegeben hat unter
http://www.randomhouse.de/webarticle/webarticle.jsp?aid=30166.
Das Buch hat mich sehr neugierig auf Berlin und seine nahe Umgebung gemacht, denn der Autor schildert viele Orte und Details aus der Stadt.
Für Berlin-Kenner ist das Buch sicher mit hohem Wiedererkennungswert behaftet.
Durch Beschreibungen wie die von den Schnorrern, die fragen ob man einen Fahrschein übrig hat und dem türkischen Verkäufer Cem, dessen Laden immer geöffnet hat, wirkt das Buch auf mich sehr authentisch.
Die häufigen Perspektivwechsel sorgen für Abwechslung und erhöhen die Spannung umso mehr, da man gerne wissen möchte, wie es weitergeht.
Nach der Lektüre dieses Buches freue ich mich schon auf
Die Puppenmacherin von Max Bentow, denn das Buch verspricht ein weiteres Abenteuer mit Nils Trojan und Jana Michels.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Aletheia.






3 Kommentare:

Sarah F. hat gesagt…

Klasse rezensiert. Lg, Sarah von www.produkttestwelt.blogspot.com

Sarah F. hat gesagt…

Danke für die lieben Worte zu dem Video. Ich wollte es auch bei Ciao hochladen, aber nach 20 Minuten, habe ich keine Lust und Zeit mehr gehabt. Es ist mein erster Video-Versuch gewesen und nun bin ich am überlegen, ob ich weiterhin damit arbeite... Was meinst du? Lg, Sarah von www.produkttestwelt.blogpsot.com

Diana hat gesagt…

Wow, sehr gute Rezension! Das Buch hört sich gut an, danke fürs Vorstellen :-)

Liebe Grüße