Freitag, 15. November 2013

Meine Rezension zu "Die wundersame Geschichte der Faye Archer" von Christoph Marzi


Die Einleitung:


Auf den Autor Christoph Marzi bin ich auf eher ungewöhnlichem Wege gestoßen und zwar über den Autor Thilo Corzilius, dessen Bücher „Ravinia“, „Epicordia“ und „Der Herr der Laternen“ ich geradezu verschlungen habe.
Was diese beiden Autoren gemeinsam haben?
Nun, auf einem der Bücher von Thilo Corzilius stand: „Für Fans von Christoph Marzi“ und so kam ich nicht umhin, mir dessen Werke auch zu Gemüte zu führen.
Nachdem Christoph Marzi mich mit „Grimm“ von seinem schriftstellerischen Können überzeugt hat, habe ich mich sehr gefreut, dass ich im Rahmen einer Wanderbuchrunde sein neuestes Werk „Die wundersame Geschichte der Faye Archer“ lesen durfte.
Auch dieses Buch des Autors hat mich überzeugt und daher werden noch viele weitere seiner Werke von mir gelesen werden.


Der Autor:


Christoph Marzi, Jahrgang 1970, wuchs in Obermendig nahe der Eifel auf, studierte in Mainz und lebt heute mit seiner Frau und drei Töchtern im Saarland.
Seit seiner großen Saga um die Uralte Metropole (Lycidas, Lilith, Lumen und Somnia) sowie mehreren Jugendbüchern zählt er zu den erfolgreichsten deutschen Autoren.


Fakten zum Buch:


Das Taschenbuch erschien im August 2013 beim Heyne-Verlag.
Es umfasst 384 Seiten und ist im Buchhandel für 14,99 Euro erhältlich.


Die Gestaltung des Buches:


Das Cover des Taschenbuches ist ein richtiger Eyecacher, genauso wie die weitere Gestaltung des Buches.
Auf grauem Hintergrund steht in großer, bunter, geschwungener Schreibschrift der Name des Buches.
Die Buchstaben heben sich fühlbar vom Cover ab und bilden wunderschöne Farbverläufe zwischen den Grundfarben und den Mischfarben, die daraus entstehen können.
Unter dem ausladenden Titel sieht man ein kleines Bild von einer Straße, die in sich in meiner Vorstellung in Brooklyn Heights befindet, dem Ort, in dem Faye Archer wohnt.
Auf der linken Seite des Bildes ist es in der Straße gerade Winter, was man an den hellen Farbtönen, den kahlen Bäumen und dem Schlitten, der auf dem Gehsteig steht, erkennen kann.
Auf der rechten Straßenseite könnte es Sommer sein, da der Baum im Bild in voller Blüte ist und die Häuser in warmen Farben dargestellt wurden.
Schon bevor ich begann das Buch zu lesen, habe ich mich gefragt, warum gerade dieses Bild gewählt wurde und was es wohl damit auf sich hat.
Am Ende der Geschichte wurde mir dann klar, wie ich das Cover interpretieren könnte, aber das verrate ich euch natürlich nicht!
Der Klappentext auf der Innenseite des Buches ist im selben Grau gehalten wie das Cover und ist schön anzusehen, durch die fragilen Zeichnungen von zarten Schmetterlingen und einem Ast mit jungen Knospen.
Auch die Rückseite des Buches ist sehr schön gestaltet worden.
Hier finden sich die zarten Schmetterlinge auf dem gleichen Grau wie auf dem Einband wieder und der Satz „Ein magischer Herbst in Brooklyn“ hebt sich nicht nur fühlbar von dem anderen Text ab, sondern ist in den gleichen schönen Farben wie der Buchtitel auf dem Cover gehalten.
Wie ihr aus meinen Zeilen sicher herauslesen könnt, bin ich total begeistert davon, wie detailreich und liebevoll das Buch gestaltet wurde und würde es mir am Liebsten so, dass man die Vorderseite sehen kann, ins Bücherregal stellen.


Der Verlag über das Buch:


Ein magischer Herbst in Brooklyn
„Geschichten sind wie Melodien!“
Die Musikerin und Buchhändlerin Faye hat den jungen Mann nicht gesehen, ihn nur gehört, dennoch ist sie vom ersten Augenblick an verzaubert und weiß, dass sie Alex, so heißt der Unbekannte, kennenlernen muss.
Und so schreibt Faye ihn über Facebook an, und aus den Chats entwickelt sich eine berührende Liebesgeschichte.
Doch kurz bevor sie sich endlich treffen können, geschieht etwas Außergewöhnliches – und Faye muss sich fragen, welches Spiel Alex spielt.

„Christoph Marzi ist ein wunderbarer Autor, der uns die Welt um uns herum vergessen lässt.“

Bild am Sonntag


Die Geschichte und meine Meinung dazu:


Als ich damit begann, „Die wundersame Geschichte der Faye Archer“ zu lesen, hatte ich keine Ahnung, um welches Genre es sich bei dem Buch handelt und wie sich die Geschichte entwickeln würde.
Christoph Marzi entführte mich in die Welt von Faye Archer und nahm mich gleich von der ersten Seite an gefangen.
Ich habe das Buch oft während meiner kurzen Mittagspausen gelesen und war immer sehr traurig, dass die Zeit schon vorbei war und ich nicht weiter lesen konnte.
Faye Archer dürfte so etwa in meinem Alter sein und ist eine liebenswerte Chaotin, die mich ein wenig an mich selbst erinnert oder auch daran, wie ich gerne wäre.
Sie hat bis auf ihre beste Freundin Dana, ihren nervigen Ex-Freund und natürlich ihren Chef wenig soziale Kontakte, liebt alte Dinge und ausgefallene Kleidungsstücke.
Am Liebsten solche mit Punkten, aber auch gerne mal ganz dramatisch ganz in schwarz.
Faye hat in Brooklyn Heights ganz von vorne angefangen und es war interessant für mich zu lesen, wie ihr Leben davor so verlaufen ist, weil das oft erklärt, warum jemand so ist, wie er ist.
Sie lebt allein in einer kleinen Wohnung in Brooklyn Heights und arbeitet in einem kleinen Buchladen, der auch Comics verkauft.
Ihr Chef und guter Freund Mica Sogong und sie arbeiten fast täglich dort.
Allein schon die Geschichte, wie Faye zu der Stelle in dem Buchladen kam, ist sehr lesenswert.
Mica Sagong ist eher weiser Ratgeber und Freund, als eine richtige Respektperson, aber genau das macht den Tee trinkenden und meditierenden Shaolin, der oft von Karma-Yoga spricht für mich sympathisch.
Er gibt Faye wertvolle Tipps, ist äußerst empathisch und hat ein gutes Gespür für Stimmungen und die Absichten von Menschen.
Er ist ein bisschen so wie die weisen Meister in den Kung-Fu-Filmen, die ich während meiner Kindheit und Jugend oft gesehen habe.
Fayes Leben verlief bisher in ziemlich geordneten Bahnen und gewisse Routinen wiederholen sich täglich so oder so ähnlich.
Es gibt aber auch eine andere Faye und zwar die, die Musik über alles liebt, sich ihren Frust auf dem Klavier von der Seele spielt und als Holly Go! auf Konzerten zu ihren selbst komponierten und gespielten Liedern singt und sich mit anderen Künstlern und Musikliebhabern trifft.
Sie träumt von Seemännern, liebt die Geräusche der Stadt und das pulsierende Leben um sich herum und sucht in Krisenzeiten den Rat von Dana.
Im Gegensatz zu ihrer Freundin Dana hat Faye selten Männerbekanntschaften und hat auch eigentlich nicht vor, das zu ändern.
Alles wird anders, als plötzlich ein Fremder den Buchladen betritt und den Satz „Geschichten sind wie Melodien“ sagt, bevor er nach dem Kauf von einer alten Ausgabe des Buches „Frühstück bei Tiffany“ von Truman Capote wieder aus Fayes Leben verschwindet.
Faye ist wie elektrisiert.
Der Satz des Fremden hat etwas tief in ihr berührt und nun muss sie ihn um jeden Preis wieder sehen.
Sie findet ihn über Facebook, wo sie sich Holly_Go! nennt und aus den Chats entwickelt sich eine Liebesgeschichte.
Es war wunderschön, den Austausch von Faye Archer und dem jungen Mann, der sich Alex Hobdon nennt zu verfolgen.
Die anfängliche Unsicherheit, das an sich herantasten und dann schließlich eine Nähe, das Teilen und das Austauschen von Gedanken, Gefühlen und Erinnerungen.
Umso heftiger traf es mich deshalb, was danach passierte.
Die Beiden verabreden sich zu einem ersten Treffen und plötzlich läuft alles schrecklich schief.
Die gewohnte Routine verliert sich, Faye sucht den Rückzug, geht neue Wege um Abstand zu gewinnen und wieder zu sich selbst zu finden und Alex, ja der versteht die Welt nicht mehr.
Oder spielt er etwa doch nur mit Faye?


Mein Fazit:

Als mich ein Kollege fragte, um was es in „Die wundersame Geschichte von Faye Archer“ geht, konnte ich es während ich noch mitten im Buch war nur schwer in Worte fassen.
Der Schreibstil des Autors ist so schön, dass es nahezu magisch ist, was er vor meinen Augen Stück für Stück ausbreitet.
Fayes Geschichte ist so magisch, weil sie einerseits so real ist und dann wieder doch nicht.
In Teilen könnte sie sich genauso jetzt gerade in Brooklyn Heights abspielen, aber eben nur in Teilen, denn da gibt es noch die Auflösung der Geschichte, die so unglaublich ist, dass sie schon wieder wahr sein muss.
Faye ist mir durch die Schilderungen ihrer Gedanken, ihrer Gefühle, ihrer Gewohnheiten und Abneigungen total ans Herz gewachsen und während des Buches freute ich mich für sie und litt mit ihr mit.
Immer mit von der Partie war die Musik, denn ohne diese kann Faye weder als Faye noch als Künstlerin Holly Go! leben.
Das Buch ist eine wahre Fundgrube für Musikkenner.
Es lohnt sich aber sicher auch wenn man kein Musikkenner ist ein paar der Titel zu recherchieren und sie sich anzuhören.
Fayes Gedanken, Gefühle, was sie erlebt, all das verbindet sie mit Liedern, die sie sich anhört oder selbst komponiert.
Da würde ich nicht gerne Nachbarin sein wollen…
Wenn sie auf der Bühne steht, ist sie nicht mehr der chaotische Tollpatsch, den Mica Vaudeville nennt, sondern eine toughe, verruchte Holly Go! die mit dem Publikum flirtet und mit ihrer Stimme kokettiert.
Ich habe ihr das Liebesglück mit Alex von Herzen gegönnt und ihre Geschichte mit Hoffen und Bangen verfolgt.
Alex Hobdon hat mich fasziniert.
Er ist ein talentierter Comiczeichner mit einer besonderen Liebe zu dem Klassiker „Frühstück bei Tiffany“, der mit seinem Motorroller unterwegs ist und Faye so sieht, wie sie wirklich ist.
Ich fand von Anfang an, dass der nette Künstler gut zu Faye passen würde, doch dann bekam ich Zweifel.
Wer ist er wirklich?
Ist er der liebevolle, nette Künstler oder verarscht er Faye nur und spielt ein krankes Spiel mit ihr?
Interessant fand ich den offensichtlichen Kontrast zwischen Dana und Faye, die gegensätzlicher kaum sein könnten.
Die organisierte, gestylte, wohlhabende Dana und die chaotische, künstlerische Faye.
Überhaupt stecken hinter Fayes Freunden immer auch kleine Geschichten, wie sie sich kennengelernt haben und das gefällt mir, denn das ist in meinem Leben auch oft so.
Was mir auch gut gefallen hat, ist, dass Christoph Marzi durch seinen Erzählstil erstmal eine gewisse beruhigende Routine entstehen lässt, um diese dann nach und nach aus den Angeln zu heben.
Fayes Musik verändert sich mit der Handlung, wird wilder, emotionaler und ich als Leserin ließ mich davon mitreißen.
Wer die Titel aus dem Buch gerne selbst hören möchte, welche Faye sich anhört, findet diese übrigens in der Danksagung des Autors.
Gegen Ende stieg die Spannung enorm an.
Es passierten unerwartete, dramatische Dinge und ganz zum Schluss musste ich die Sätze zwei Mal lesen um mich zu vergewissern, dass wirklich da stand, was mein Verstand schon erfasst hatte.
Das Buch hat mich verzaubert, gerührt und sehr nachdenklich hinterlassen.
Ich kann es jedem empfehlen, der gerne tiefgründige, poetische Geschichten mag, bei denen man zwei Mal hinschauen muss, um das Offensichtliche zu erkennen.
Auch für Musikkenner, Fans des Buches oder auch des Films „Frühstück bei Tiffany“ und natürlich Musikliebhabern möchte ich das Buch ebenso sehr ans Herz legen.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Aletheia.




2 Kommentare:

Lisa | Prettytigers Bücherregal hat gesagt…

Oh wow, was für eine tolle und ausführliche Rezension ღ Das Buch kommt auf jeden Fall auf die Merkliste! Danke dir :)

Liebe Grüße,
Lisa von Prettytigers Bücherregal

Ruby-Celtic hat gesagt…

Huhu,

eine interessante Rezi, welche mich allerdings etwas durcheinander zurücklässt. Ich kann nicht richtig herauslesen, ob es nun etwas für mich ist oder nicht. Aber ich denke die Story wird für mich etwas zu wirr sein und so der Poet bin ich ja auch nicht. :)

Dennoch eine schöne Rezi und ich freue mich, dass du Spaß mit dem Buch hattest.

Liebe Grüße,
Ruby