Mittwoch, 22. Januar 2014

Meine Rezension zu "Lucian" von Isabel Abedi

Die Einleitung:

Immer öfter finden besondere Bücher den Weg in meine Hände und mein Leben, die mich tief berühren, nachdenklich machen und mich neugierig auf die anderen Werke des Autors/ der Autorin machen.
„Lucian“ ist eines dieser Bücher.
Bevor dazu eine Wanderbuchrunde stattfand, wusste ich nichts von der Existenz dieses wundervollen Buches und seiner Autorin.
Ich informierte mich durch das Lesen von Rezensionen über den Inhalt des Buches und erfuhr, dass eine Leserin sogar geweint hatte, als sie das Buch las.
Dies machte mich noch neugieriger auf das Buch, dessen Klappentext mich schon sehr neugierig gemacht hatte.
Während ich das Buch las, erfuhr ich, warum es der Leserin so ergangen war und auch ich kam nicht umhin Tränen zu vergießen, was mir selten bei Büchern passiert.

Die Autorin:

Dreizehn Jahre arbeitete Isabel Abedi (geb. 1967) als Werbetexterin in Hamburg und träumte davon, irgendwann einmal nur für Kinderbücher kreativ sein zu können.
Sie hat ihr Ziel erreicht:
Die Kinder verdanken ihr u. a. die spannenden Bücher über "Lola" und die gruseligen Geschichten "Unter der Geisterbahn" und "Whisper".
In viele ihrer Erzählungen lässt die Autorin eigene Erlebnisse und Träume einfließen, und nicht zuletzt durch ihre Kinder weiß sie, was bei jungen Lesern ankommt.
Auch Isabels Mann Eduardo, ein brasilianischer Musiker, ist in ihre Arbeit eingebunden.
Er komponiert die Begleitung zu den Hörbüchern und ist auf Lesereisen "immer die Musik zwischen den Zeilen".

Fakten zum Buch:

Das gebundene Buch erschien im Mai 2012 beim Arena-Verlag.
Das Buch umfasst 559 Seiten und ist im Buchhandel für 18,95 Euro zu haben.
Das Buch gibt es auch als broschierte Ausgabe und als Hörbuch.

Die Gestaltung des Buches:

Mein Exemplar des Buches kam ohne Schutzumschlag bei mir an.
Die Besitzerin des Wanderbuches hat ihn entfernt, damit er nicht beschädigt wird.
Der eigentliche Schutzumschlag des Buches ist schwarz.
Auf der Oberseite des Covers steht mit roten Buchstaben der Name der Autorin.
Darunter steht in großen weißen Buchstaben der Titel des Buches.
Die Oberseite der Buchstaben wirkt, als sei sie kurz in rote Farbe getaucht worden.
Der Farbverlauf gefällt mir sehr gut.
Darunter ist eine weiße Feder abgebildet, welche durch ihr Leuchten und die Tendenz ins lilafarbene wie elektrisiert aussieht.
Mir gefällt das Cover sehr gut.
Es ist schlicht, einprägsam und doch sehr schön und lässt viel Raum für eigene Interpretationen und Fantasie.

Der Verlag über das Buch:

Immer wieder taucht er in Rebeccas Umgebung auf, der geheimnisvolle Lucian, der keine Vergangenheit hat und keine Erinnerungen.
Sein einziger Halt ist Rebecca, von der er jede Nacht träumt. Und auch Rebecca spürt vom ersten Moment an eine Anziehung, die sie sich nicht erklären kann.
Aber noch bevor sie erfahren können, welches Geheimnis sie teilen, werden sie getrennt.
Mit Folgen, die für beide grausam sind.
Denn das, was sie verbindet, ist weit mehr als Liebe.

Die Geschichte und meine Meinung dazu:

Die Geschichte beginnt mit dem ungewöhnlichen Familienalltag der 17-jährigen Rebecca Wolff, ihrer Mutter Janne und deren Lebensgefährtin, die nach einem Ereignis in Rebeccas Kindheit nur noch „Spatz“ genannt wird.
Die drei Frauen wohnen in einem Haus am Ende einer Straße in Hamburg und schwelgen gerade auf dem Dachboden in Erinnerungen und sortieren Dinge für einen bevorstehenden Flohmarkt aus, was ihnen sichtlich schwerfällt.
Die beiden Wellensittiche John Boy und Jim Bob leisten ihnen Gesellschaft und ein schöner Abend neigt sich dem Ende zu.
Plötzlich spürt Rebecca einen hauchfeinen Riss tief in ihrem Innern, als sie gerade einen Gegenstand aus ihrer frühesten Kindheit in den Händen hält.
Sie ist auf einmal unerklärlich müde und legt sich schlafen.
Die erhoffte Ruhe währt nur kurz, denn ein erschreckend realer Albtraum ängstigt sie so sehr, dass sie aufwacht und eine Panikattacke bekommt.
Als ich diese Zeilen las, tat mir Rebecca ziemlich Leid, denn solche Panikattacken kenne ich aus eigener Erfahrung.
Um sich zu beruhigen stellt sie sich vor das geöffnete Zimmerfenster und schaut in die Nacht hinaus.
Sie stutzt, denn an einer Straßenlaterne lehnt ein Fremder und scheint zu ihr hinauf zu blicken.
Eigentlich sollte sie diese Tatsache beunruhigen, doch stattdessen beruhigt und tröstet sie die Gegenwart des Fremden und sie schläft wieder ein.
Fortan begegnet ihr der Fremde immer wieder.
Ständig ist er dort, wo sie auch ist, auf dem Flohmarkt, bei einer Veranstaltung – einfach überall.
Ihre Freunde und ihre Familie beunruhigt dieser junge Mann, doch Rebecca fühlt sich auf seltsame Art und Weise zu ihm hingezogen.
Lange Zeit habe ich mich gefragt, wer er ist.
Ein Spinner, ein Stalker vielleicht?
Ein Vampir oder ein Engel?
Sie reden miteinander und treffen sich und nach und nach erfährt Rebecca ein wenig mehr über ihn.
Der Fremde nennt sich Lucian und erinnert sich nicht mehr daran, wer er ist und wo er herkommt.
Er weiß nur noch, dass er nackt unter einer Brücke liegend aufgewacht ist und Schmerzen hat, die nur aufhören, wenn er in Rebeccas Nähe ist.
Warum fühlen sich die beiden so sehr zueinander hingezogen?
Was verbindet sie miteinander?
Lucian weiß Dinge über Rebecca, die er eigentlich nicht wissen kann.
Wer oder besser gesagt was ist er und hat ihre Liebe eine Chance?

Mein Fazit:

„Lucian“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und immer wieder aufs Neue positiv überrascht.
Ich habe das Buch während der Weihnachtsferien bis in die frühen Morgenstunden hinein gelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie die Geschichte weitergeht und wer oder was Lucian wirklich ist.
Der Schreibstil von Isabel Abedi ist wunderschön und sehr ergreifend.
Die Welt, die sie mit ihren Worten entworfen hat, wurde vor meinem inneren Auge lebendig.
Dazu trugen besonders die Anekdoten aus Rebeccas Leben, aber auch die Beschreibungen der einzelnen Charaktere und ihrer Eigenarten und Besonderheiten bei.
Die Schilderungen von Rebeccas Alltag, ihrer Familie, ihrer Kindheit, der Schule, ihrer Beziehung mit Sebastian und ihrer Freundschaft zu ihrer besten Freundin Suse waren sehr lebendig und stellten einen starken Kontrast zu ihrem Verhältnis zu Lucian dar.
Lucian war verletzlich und schwer einzuschätzen, da er ja selbst nicht wusste wer er war.
Das Spannende war, dass ich als Leserin lange Zeit selbst auch nicht wusste, wer er ist und warum er ständig um Rebecca herum ist.
Er war immer wieder plötzlich da, so als müsste das so sein und wusste so viel über Rebecca, das ich mich schon fragte, woher.
Als er dann auch noch von Rebeccas Vergangenheit und ihrer Zukunft träumte, machte ich mir Sorgen, hatte aber zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, er könne eine Gefahr für Rebecca darstellen.
Er war mir sympathisch, weil er sich um Rebecca kümmerte, ihr Kraft gab und sie ganz offensichtlich ebenso sehr liebte, wie sie ihn.
Es brachte mich zum Weinen, zu erkennen, wie groß ihre Liebe zueinander war.
Die Art wie Rebecca sich selbst sieht ist herrlich unverkrampft und sarkastisch.
Sie war mir schnell sympathisch, daher fieberte und litt ich von Anfang an mit ihr mit und war geradezu verzweifelt, als die Geschichte eine für sie und Lucian gefährliche Wendung nahm.
Janne ist bis auf schreckliche Fehler, die sie meiner Meinung im späteren Verlauf der Geschichte macht eine tolle Mutter, die ihrer Tochter ein harmonisches Familienleben bietet.
Ihre Arbeit als Psychologin war für mich gerade deshalb interessant, weil sie einen wichtigen Schlüssel zur Auflösung von Lucians Identität darstellt.
Manchmal hat sie sich für mich unverständlich verhalten und ich hatte das Gefühl, dass sie mehr weiß, als sie sagt.
Spatz ist eine liebenswerte Künstlerin mit Herz, welche ich mir gut als Freundin vorstellen könnte.
Ihre offene, unverkrampfte Art ist ein interessanter Kontrast zur strukturierten und besonnenen Janne.
Rebeccas Vater ist meiner Meinung ein toller Vater, der für seine Tochter da ist, wenn sie ihn braucht. Er lässt ihr Zeit und Rückzugsmöglichkeiten.
Die Beschreibungen von Rebeccas Kindheit mit ihm fand ich sehr schön.
Er nennt sie liebevoll Wölfchen und hält trotz der großen Entfernung Kontakt zu ihr.
Rebeccas Englischlehrer Mister Tyger kam mir von Anfang an etwas seltsam vor.
Seine antiquierte Art fand ich sehr interessant, konnte mir aber keinen Reim darauf machen, warum er so offensichtlich eine Abneigung gegenüber Rebecca hegt.
Rebeccas Freundschaft mit Suse ist eine ganz besondere Freundschaft, die ich sehr schön fand.
Die Beiden haben ganz normale Probleme und Sorgen, die man als Jugendliche so hat und sind auch dann füreinander da, wenn andere einen schon fast aufgegeben haben.
Besonders Suse und Spatz haben sich in einer schweren Zeit sehr um Rebecca bemüht.
Ganz besonders positiv ist mir aber Sebastian, Rebeccas Ex-Freund aufgefallen, der mir sehr ans Herz gewachsen ist.
Er opfert sich für sie auf, lässt ihr alles durchgehen, verliert nie die Hoffnung und den Glauben an sie und kämpft bis zum Schluss um ihre Liebe.
Er tat mir sehr Leid, weil er so viel durchmachen musste.
Solche Menschen sind selten.
Erst im letzten Teil des Buches gab es Stück für Stück eine Auflösung, die ganz anders war, als ich erwartet hatte.
Ich habe mit Allem gerechnet, nur nicht damit.
Ich habe schon während des Buches geweint, doch als die Geschichte zu Ende war flossen die Tränen nur so.
„Lucian“ kann man nicht mit Worten beschreiben, man muss es gelesen haben.
Es ist ein unglaublich tiefgründiges Buch, voller Humor, Magie und Emotionen.
Es ist alltäglich und dann doch wieder nicht, philosophisch, märchenhaft, wunderbar anders, magisch, tragisch – ein Buch, dass noch lange in Erinnerung bleiben wird und seinesgleichen sucht.


Viel Spaß beim Lesen wünscht Aletheia



6 Kommentare:

Carmen hat gesagt…

Wow, vielen herzlichen Dank für diese Rezension. Am Anfang der Beschreibung wusste ich nicht, ob das Thema wirklich etwas ist, aber am Ende Deines Textes weiss ich ganz sicher, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss... :-)

Liebe Grüsse
Carmen

Aletheia Welt hat gesagt…

Liebe Carmen!
Vielen Dank für deinen Kommentar!
Ich freue mich sehr darüber, dass du meinem Blog folgst!
Du musst das Buch einfach lesen!
Mich hat es richtig umgehauen und ich bin froh, dass ich es gelesen habe!
LG Aletheia

Ima hat gesagt…

Dieses Buch steht auch schon lange auf meiner Wunschliste und dank deiner Rezi darf es jetzt ganz weit nach vorne rücken ;-)

Aletheia Welt hat gesagt…

Das freut mich sehr! LG Aletheia

Tanka hat gesagt…

Schade, dass du so lange schon meine Rezensionen mehr veröffentlicht hast? Keine Zeit oder keine Lust?

Aletheia Welt hat gesagt…

Hallo!
Meine letzte Rezension habe ich im Juni 2020 veröffentlicht.
Das vergangene Jahr war ganz schön fordernd und intensiv.
Irgendwie finde ich selten die Zeit und Muße für eine Rezension.
Liebe Grüße, Cristina