Sonntag, 2. Februar 2014

Meine Rezension zu "Ein ganzes halbes Jahr" von Jojo Moyes

Die Einleitung:

Eigentlich lese ich eher selten Liebesromane.
Zu viele Liebesromane sind mir zu flach, zu kitschig, zu vorhersehbar und haben wenig Tiefgang.
Bei „Ein ganzes halbes Jahr“ hatte ich jedoch das starke Gefühl, dieses Buch lesen zu müssen und ich muss sagen, es hat sich gelohnt.

Die Autorin:

Jojo Moyes, geboren 1969, hat Journalistik studiert und für die „Sunday Morning Post“ in Hongkong und den „Independent“ in London gearbeitet.
Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern auf einer Farm in Essex.
Mit ihrem Roman „Ein ganzes halbes Jahr“, der aktuell in Hollywood verfilmt wird, gelang ihr international der Durchbruch - auch in Deutschland stand der Roman monatelang auf Platz 1 der Bestsellerliste.
Ich bin schon sehr gespannt auf die Verfilmung des Buches und werde auf jeden Fall weitere Bücher der Autorin lesen.

Fakten zum Buch:

Der englische Originaltitel des Buches lautet „Me before you“.
Das Buch wurde von Karolina Fell ins Deutsche übersetzt.
Das broschierte Buch erschien im März 2013 beim Rowohlt -Verlag.
Das Buch umfasst 512 Seiten und ist im Buchhandel für 14,99 Euro zu haben.
Das Buch gibt es auch als gebundene Ausgabe und als Hörbuch.

Die Gestaltung des Buches:

Ich habe das Buch zu Ende gelesen und betrachte das Cover nun mit völlig anderen Augen als zuvor, was mir eine Gänsehaut beschert.
Das Cover des Buches ist weiß.
Im Zentrum des Covers sieht man einen schwarzen Scherenschnitt von einer zierlichen Frau, die auf einer Wiese steht und die Arme reckt, um einen Vogel frei zu lassen, der in die Lüfte schwebt.
Um die Frau herum sind lauter Mohnblumenblüten, die vom Himmel zu fallen scheinen und der ganzen Szene etwas Farbiges, Lebendiges geben.
Der Buchtitel steht über dem Bild mit der Frau.
Was mir an dem Buchtitel gefällt, ist nicht nur, dass ich ihn als sehr passend empfinde.
Sondern, dass er sich auf dem Cover fühlbar vom Rest abhebt und mich an eine Szene im Buch erinnert.
Mir gefällt die Gestaltung des Buches sehr gut.
Das Schwarz und das Weiß stellen für mich zum Einen dar, wie gegensätzlich Will und Louisa sind und stehen sinnbildlich für Will, der seinen Lebenswillen verloren hat.
Zum Anderen drücken sie auch die Gegensätze und die Trauer, die im Buch herrscht aus.
Die roten Mohnblüten sind wie Louisa, die unangepasste, lebenshungrige Frau, die Will das Leben wieder lebenswert machen will.

Der Verlag über das Buch:

Lou & Will
Louisa Clark weiß, dass nicht viele in ihrer Heimatstadt ihren etwas schrägen Modegeschmack teilen.
Sie weiß, dass sie gerne in dem kleinen Café arbeitet und dass sie ihren Freund Patrick eigentlich nicht liebt.
Sie weiß nicht, dass sie schon bald ihren Job verlieren wird – und wie tief das Loch ist, in das sie dann fällt.
Will Traynor weiß, dass es nie wieder so sein wird wie vor dem Unfall.
Und er weiß, dass er dieses neue Leben nicht führen will.
Er weiß nicht, dass er schon bald Lou begegnen wird.
Eine Frau und ein Mann.
Eine Liebesgeschichte, anders als alle anderen.
Die Liebesgeschichte von Lou und Will.

Die Geschichte und meine Meinung dazu:

Das Buch beginnt mit einem Prolog, der deutlich macht, wie erschreckend schnell sich alles, wirklich alles im Leben von einer Sekunde auf die nächste verändern kann.
Will Traynor, ein erfolgreicher Geschäftsmann ist gerade auf dem Weg zur Arbeit.
Gerade eben noch hat er mit seiner hübschen Freundin im Bett gelegen und Pläne für den bevorstehenden Urlaub geschmiedet.
Nun hat ihn der alltägliche Wahnsinn wieder.
Will hält Ausschau nach einem Taxi, als ein Motorradfahrer mit einem lauten Knall seine Welt aus den Angeln hebt.
Während ich mich noch frage, was genau passiert ist und wie es Will nun geht, machen wir einen Zeitsprung.
Zwei Jahre sind seit dem Unfall vergangen.
Ich lerne Louisa kennen, die sechs Jahre lang in einem Café gekellnert hat und von einem Tag auf den anderen ihren geliebten Job verliert.
Lou, wie Louisa von allen genannt wird, macht sich noch benommen von dieser Nachricht auf den immer gleichen Heimweg.
Wie soll sie nur ihrer Familie diese Nachricht beibringen?
Was wird ihr Freund Patrick dazu sagen?
Die junge Frau ist 27 Jahre alt und wohnt mit ihrem pflegebedürftigen Großvater, ihrer alleinerziehenden Schwester Treena und deren kleinen Sohn Thomas bei ihren Eltern.
Auch sie hatte gerade einen Urlaub mit ihrem langjährigen Freund Patrick geplant.
Doch nun ist sie plötzlich arbeitslos und muss sich fragen, was sie mit ihrem weiteren Leben anfangen möchte.
Es ist, als ob jemand auf die Stopp-Taste gedrückt hätte und sie nun innehalten und alles genauer betrachten muss, was sie bisher getan hat.
Die Eltern schicken sie schnell zur Berufsberatung, da Louisa den Großteil des Haushaltseinkommens bestreitet.
Louisa sieht sich damit konfrontiert, keine nennenswerten Erfahrungen oder Kompetenzen zu haben, um einen guten neuen Job zu finden.
Die Gespräche mit dem Berater waren desillusionierend und mir tat Lou ziemlich Leid.
Wenig begeistert macht sich Lou auf den Weg zu einem Vorstellungsgespräch, welches in einem noblen Wohnhaus stattfindet.
Hier soll sie nun also eine Art Pflegehilfe für einen Mann sein, der im Rollstuhl sitzt.
Lou rechnet sich wenig Chancen aus, die Stelle zu bekommen, doch wie durch ein Wunder kann sie kurz darauf schon dort anfangen.
Der Mann um den sie sich kümmern soll ist niemand anderes als Will Traynor, der nach seinem Unfall im Rollstuhl sitzt und an Tetraplegie leidet.
Zu Beginn ist Will Lou gegenüber mehr als ablehnend und sie ist kurz davor das Handtuch zu werfen.
Stattdessen sagt sie Will gründlich die Meinung und plötzlich ändert sich ihr Verhältnis.
Will wurde seit seinem Unfall bisher immer nur mit Samthandschuhen angefasst und er mag Lous Direktheit.
Er kann in ihrem Gesicht lesen wie in einem Buch und er kitzelt Seiten an ihr heraus, von denen sie nicht einmal geahnt hat, dass es sie gibt.
Er gibt ihrem Leben neue Impulse und zwingt sie auf sanfte, aber direkte Art dazu, Neues auszuprobieren und aus ihrem Schneckenhaus auszubrechen.
Die Beiden genießen die Zeit miteinander und eine zarte Liebe beginnt zu wachsen.
Louisas Vertrag ist nur auf sechs Monate ausgelegt und langsam beginnt sie sich zu fragen warum.
Ihre Gefühle fahren Achterbahn, als sie erfährt, dass Will plant sich bei Dignitas, einer Schweizer Klinik das Leben zu nehmen.
Wird sie es schaffen, Will seinen Lebensmut wiederzugeben, bevor es zu spät ist?

Mein Fazit:

Nichts und niemand hat mich darauf vorbereitet, was „Ein ganzes halbes Jahr“ mit mir machen würde.
Dieses Buch ist eine unglaublich bewegende Liebesgeschichte, aber auch viel mehr als nur das.
Lou und Will sind zwei völlig authentische Charaktere, die beide wie aus dem Leben gegriffen wirken.
Die Beiden bilden einen starken Kontrast zueinander, aber genau das macht die Geschichte so lebendig und glaubwürdig.
Lou, die in einfachen Verhältnissen aufgewachsen ist, bisher nur als Kellnerin gearbeitet hat und seit Jahren immer nur die gleiche Routine lebt, ohne je etwas daran in Frage zu stellen.
Und Will, der wohlhabende, erfolgreiche Geschäftsmann, der Reisen und Sport liebt und plötzlich alles verloren hat.
Zwei Menschen, zwei Welten, wie sie gegensätzlicher kaum sein könnten und diese Beiden treffen aufeinander.
Was habe ich Will geliebt, für seinen Humor, seinen beißenden Sarkasmus, die Ironie und den Zynismus, den er in seine Worte legt.
Er ist erschreckend ehrlich und macht kein Geheimnis aus seinen Gedanken und wie es ihm mit seinem Schicksal geht.
Und da ist da noch Lou, die mich ein wenig an mich selbst erinnert.
Ein hoffnungsloser Tollpatsch, dessen Herz auf der Zunge liegt und der sich nicht um Konventionen schert.
Ich mochte ihre Art, ihren exzentrischen Kleidungsstil, ihren Humor, ihren Einfallsreichtum – einfach alles.
Zu lesen, wie die Beiden sich anfreunden, sich ineinander verlieben und einander ihre dunkelsten Geheimnisse anvertrauen, war wie zwei besonders engen Freunden über die Schulter schauen zu können und an ihrem Leben teilzuhaben.
Lou auf der Suche nach sich selbst zu begleiten war faszinierend und aufwühlend bis zur letzten Seite.
Es hat mir Spaß gemacht zu lesen, wie sie neue Dinge ausprobiert und Will dabei aufblüht.
„Ein ganzes halbes Jahr“ ist ein besonderes Buch, was mich tief bewegt hat.
Es ist glaubwürdig, berührend und greift mutig sensible Themen wie Sterbehilfe, Selbstmord, Leben mit Behinderung und Arbeitslosigkeit auf.
Das Buch ging mir an die Substanz.
Ich habe gelacht und geweint, wie schon lange nicht mehr, so sehr hat mich das Buch in seinen Bann gezogen.
Es hat mich dazu gebracht über mein Leben nachzudenken.
Bin ich glücklich?
Habe ich wirklich schon alles ausprobiert, was ich gerne tun wollte?
Lebe ich so, wie ich leben möchte?
Erfüllen mich meine Arbeit und meine Beziehung?
Was würde ich tun, wenn ich in Wills Situation wäre oder ein mir nahestehender Mensch Sterbehilfe in Anspruch nehmen wollte?

Ich kann euch das Buch nur Wärmstens empfehlen und rate euch Taschentücher bereit zu halten!

Liebe Grüße, Aletheia


7 Kommentare:

Carmen hat gesagt…

Vielen herzlichen Dank für diese tolle Rezension, Du hast es gerade geschafft, dass meine Wunschliste nun um ein Buch reicher ist... :-)

Liebe Grüsse
Carmen

Tina hat gesagt…

Ich liebe liebe liebe "Ein ganzes halbes Jahr"! Freut mich, dass es dir auch so gut gefallen und dich richtig berührt hat. Am schönsten fand ich, dass es trotzdem noch seinen Humor hatte und mich sowohl zum lachen, als auch zum weinen bringen konnte. Das sind einfach die besten Bücher ;)

Schöne Rezension für ein fantastisches Buch!

Liebe Grüße,
Tina

Aletheia Welt hat gesagt…

Liebe Carmen!
Das freut mich sehr!
Liebe Grüße, Aletheia

Aletheia Welt hat gesagt…

Liebe Tina!
Vielen Dank für das Kompliment!
Ich liebe dieses Buch und bin sehr gespannt auf die anderen Bücher von Jojo Moyes!
Liebe Grüße, Aletheia

Astis Hexenwerk hat gesagt…

Taschentücher! Berge davon! Und nicht vergessen: ab Juni im Kino (da dann möglichst eine ganze Taschentücherbox einpacken ^^)

Eine wunderschöne Rezension, die mir wieder die Gänsehaut während des Lesens bereiten konnte :) Ich liebe diesen Roman...

<3-lichste Grüße!
Eva von Astis Hexenwerk

hat gesagt…

Ja, dieses Buch hat es in sich, so harmlos es auch anfangen mag, der Verlauf und das Ende packen einen mit Haut und Haar ob man nun will oder nicht. Auch für mich eines der Bücher, die ich gerne jederzeit weiterempfehlen würde. LG Marion

Jessica hat gesagt…

Hi,

das Buch ist soooo toll! Es ist so bewegend und bringt einen zum Nachdenken.

Bei mir ist es noch nicht so lange her, dass ich es zum ersten Mal gelesen habe, aber ich denke, ich werde mich selbst in 3 Jahren oder so noch gut daran erinnern. Es ist doch sehr berührend.

Gruß Jessica