Samstag, 29. März 2014

Meine Rezension zu "Letzte Ernte" von Tom Hillenbrand

Die Einleitung:

Vor einiger Zeit las ich eine Leseprobe zu „Rotes Gold“, dem ersten Band der kulinarischen Krimi-Reihe um den Koch Xavier Kieffer.
Das Buch steht nun schon seit einiger Zeit ungelesen in meinem Bücherregal.
Dies wollte ich ändern und meldete mich als Teilnehmerin für eine Wanderbuchrunde zu Xavier Kieffers dritten Fall „Letzte Ernte“ an.
Den ersten Band hatte ich noch immer nicht gelesen, doch man versicherte mir, dass man das Buch auch ohne Kenntnis der anderen Bände lesen kann und genau so war es.

Der Autor:

Tom Hillenbrand, geb. 1972, studierte Europapolitik, volontierte an der Holtzbrinck-Journalistenschule und war Ressortleiter bei SPIEGEL ONLINE.
Er ist Autor der kulinarischen Kriminalromane „Teufelsfrucht“ und „Rotes Gold“, die Kritiker und Leser begeistert haben.
Seine beiden Sachbücher „Schräge Schilder“ und „Ich bin ein Kunde, holt mich hier raus“ – unter dem Namen Tom König- standen ebenfalls auf den Taschen- und Hörbuchbestsellerlisten.
www.tomhillenbrand.de

Fakten zum Buch:

Das Buch ist der dritte Teil einer Reihe rund um den ehemaligen Sternekoch Xavier Kieffer, lässt sich aber auch als eigenständiges Buch gut lesen.
Band 1 der Reihe trägt den Titel „Teufelsfrucht“, Band 2 erschien unter dem Namen „Rotes Gold“.
Das Taschenbuch „Letzte Ernte“ erschien im Juni 2013 beim Kiepenheuer & Witsch-Verlag (kiwi-Verlag).
Es umfasst 320 Seiten und ist im Buchhandel für 8,99 Euro zu haben.
Das Buch gibt es auch als Hörbuch.

Die Gestaltung des Buches:

Das Cover des Buches passt hervorragend zum Buch.
Auf dem Cover sieht man eine aufgeräumte und ordentliche Küche, mit einem alten Herd und einer Kasserolle aus Kupfer darauf.
Rechts vom Herd stehen in einer Holzkiste ein paar Pflanzen, bei denen es sich um Küchenkräuter handeln könnte.
So stelle ich mir die Küche in Xavier Kieffers Restaurant „Deux Eglises“ vor.
Links vom Herd lugen verschwommen ein paar hellgrüne Blätter ins Bild, bei denen es sich auch um Küchenkräuter handeln könnte.
Der Name des Autors und der Titel des Buches wurden auf der Ofentür angebracht.
Ein sehr schönes, stimmiges Detail.
Mir gefällt die Gestaltung des Buches sehr gut.
Es ähnelt dem der anderen zwei Bücher über Xavier Kieffer und hat dadurch einen hohen Wiedererkennungswert.

Der Verlag über das Buch:

Ein Leckerbissen für Krimiliebhaber
Ein Glas Wein, Rieslingspastete und danach ein Stück Quetschetaart mit Sahne – auf der Luxemburger Sommerkirmes lassen es sich der ehemalige Sternekoch Xavier Kieffer und seine Freundin, die Gastrokritikerin Valerie Gabin, richtig gut gehen.
Plötzlich steckt ihm ein Fremder eine Magnetkarte zu und verschwindet.
Am nächsten Morgen wird der Mann tot aufgefunden.
Warum hat er Kieffer diese Karte gegeben?
Und weshalb sind auf einmal so viele Leute hinter ihm her?
Der Luxemburger Koch steht plötzlich im Zentrum einer Verschwörung und erkennt, dass seine Freundin in höchster Gefahr schwebt.

„Schlitzohr in Kochschürze – Xavier Kieffer hat es faustdick unter der Kochmütze!“ – Saarländischer Rundfunk

Die Geschichte und meine Meinung dazu:

Das Buch beginnt mit einem spannenden Prolog.
Piet Malherbe schwimmt ein paar Bahnen im Pool seiner Schweizer Villa in der Nähe des wunderschönen Vierwaldstätter Sees.
Er ist der Chef einer der mächtigsten Konzerne Europas und jeder, der ihn kennt weiß, dass er beim Schwimmen auf keinen Fall gestört werden möchte.
Sein Blackberry lässt sich jedoch nicht ignorieren und als er abnimmt, meldet sich Scholz, der Sicherheitschef seiner Firma zu Wort.
Ich erfahre, dass die Beiden auf der Suche nach einem gewissen Aaron Kats sind, der angeblich Daten von Malherbes Firma gestohlen hat, darunter wichtige Zugangscodes.
Malherbe und Scholz wollen um jeden Preis verhindern, das Kats die Daten weiter gibt.
Scholz ist der richtige Mann für seinen Posten.
Er hat eine zwielichtige Vergangenheit, hatte unter anderem für die Staatschefs totalitärer Regimes gearbeitet.
Bei der Suche nach Kats wird er sicherlich nicht zimperlich sein.
Während ich noch darüber grübele, was der Konzernchef und sein Sicherheitschef denn mit dem Koch Xavier Kieffer zu tun haben könnten, wechselt die Szenerie zu genau diesem.
Xavier Kieffer, Koch und Besitzer des Luxemburger Restaurants „Deux Eglises“ und großer Weinliebhaber ist gerade mitten in den Vorbereitungen für die Schuberfouer.
Die Schuberfouer ist die luxemburgische Version des Münchner Oktoberfestes.
Dort gibt es allerhand Luxemburger Klassiker wie Gebakene Fësch, Fierkel um Spiess und Gromperekichelcher.
Dieses Jahr konnte Kieffer endlich einen der begehrten Stände auf der Schuberfouer ergattern und wird dort unter anderem Gromperekichelcher  (eine Art Kartoffelreibekuchen) zubereiten, auf die er sehr stolz ist.
Kieffer ist gerade in seinem Restaurant im Luxemburger Unterstadtviertel und ärgert sich über schwankende Lebensmittelpreise.
Als die Vorbereitungen im Restaurant beendet sind, fährt der sympathische Koch zu seinem Stand auf der Schuberfouer, um bei Souschefin Claudine nach dem Rechten zu sehen.
Als der Stand dann endlich in Betrieb genommen werden kann, ist der bekannte Koch schon tagelang im Voraus ausgebucht.
Natürlich lässt er es sich nicht nehmen seine Freundin Valérie Gabin, Chefin des legendären Pariser Gastronomieführers Guide Gabin zu seinen selbst zubereiteten Gromperekichelcher einzuladen.
Die Beiden sehen sich berufsbedingt viel zu selten, da Valérie für den Guide auf der ganzen Welt unterwegs ist.
Ihre kostbare gemeinsame Zeit wird durch einen vermeintlichen Trunkenbold getrübt, der in Kieffers Stand randaliert und bei der Rauferei einen Schlüsselbund fallen lässt.
Kurz darauf ist der Unbekannte tot.
Man geht zunächst von Selbstmord aus, doch Kieffer hat da so seine Zweifel.
Der Vorfall auf der Schuberfouer und der geheimnisvolle Schlüsselbund lassen ihm keine Ruhe.
Als sich dann auch noch eine geheimnisvolle Anruferin bei ihm meldet und die an dem Schlüsselbund angebrachte Keycard fordert, trauen Xavier und Valérie der Sache erst recht nicht und handeln auf eigene Faust.
Sehr zum Mißfallen von Kommissar Didier Manderscheid von der Luxemburger Kriminalpolizei stellt Xavier Nachforschungen an, spricht mit befreundeten Experten und geht einer geheimnisvollen Bandansage nach.
Sein Verhalten bringt ihn, Valérie und seine Freunde in tödliche Gefahr.
Was hat es mit dem vermeintlichen Selbstmord auf sich?
Wer ist hinter Xavier und Valérie her und was befindet sich auf der Keycard?

Mein Fazit:

„Letzte Ernte“ hat mir sehr gut gefallen.
Neben einem spannenden Wirtschaftskrimi bietet das Buch einen bunten Cocktail aus verschiedenen Eindrücken.
Vor meinem inneren Auge entstanden sowohl Bilder vom malerischen Vierwaldstätter See, als auch von Luxemburg.
Die sehr schöne und detailreich beschriebene Umgebung und die große Portion an Lokalkolorit weckten meine Neugier und meine Reiselust.
Diese wurde umso größer, als ich mir auf Google Bilder zu den jeweiligen Orten anschaute.
Auch der kulinarische Teil kam in dem Buch nicht zu kurz.
Der Weinliebhaber und Feinschmecker Kieffer war immer für eine Überraschung gut.
Ich kam nicht umhin im Internet ein Rezept für „Gromperekichelcher“ zu suchen und es auszuprobieren.
Dazu habe ich mit frischen Kräutern und Gewürzen gewürzte Creme Fraiche gereicht und die „Gromperekichelcher“ mit geschmolzenem Käse, in dünne Scheiben geschnittenen Frühlingszwiebeln und angebratenen Schinkenwürfeln garniert.
Sehr lecker!
Sehr neugierig war ich auch, als Xavier seinem Freund Sundergaard ein Stück des Luxemburger Traubenkuchens serviert und dessen Zubereitung verrät.
Schnell mal gegoogelt und ein leckeres Rezept dazu gefunden, dass nur darauf wartet ausprobiert zu werden.
Bei Xavier Kieffer wäre ich gerne mal zum Essen eingeladen.
Bei den leckeren Gerichten, die er seinen Gästen und seinen Freunden bei sich zu Hause serviert, lief mir das Wasser im Mund zusammen.
Die kulinarischen Köstlichkeiten, die er bei seinen kurzen Städtetrips zu sich nimmt und zusammenstellt sind auch nicht zu verachten.
Überhaupt war mir der erfrischend ehrliche Koch auf Anhieb sympathisch.
Er arbeitet seit 20 Jahren in der Gastronomie und ist obwohl er ein begabter Sternekoch ist, bodenständig geblieben.
Er kocht lieber die regionale Küche und Luxemburger Spezialitäten, als ausgefallene Gerichte und mag es, dass sein Leben dadurch weniger hektisch als das seiner Kollegen ist.
Da hätten wir zum Beispiel Leonardo G. Esteban, den selbsternannte „Küchen-Leonardo“, der mehr oder weniger zu Xaviers Freunden zählt und in „Letzte Ernte“ für ziemlichen Wirbel sorgt.
Nach seiner Kochshow „Leonardos Küchenrevolution“ plant er ein neues Projekt mit dem Titel „Krieg der Sterne“ und ausgerechnet Xavier und seine Freundin sollen mit von der Partie sein.
Durch den selbstdarstellerischen Argentinier und seine Show kommt der Leser auch was den Humor angeht voll auf seine Kosten.
Das Duell der Köche und Xaviers Gedanken und Handlungen dazu waren einfach herrlich.
Ich fand es klasse, wie der Autor den einzelnen Köchen und Köchinnen in der Show jeweils ein charakteristisches Sprachbild verpasste und so die einzelnen Herkunftsländer so richtig auf die Schippe nahm.
Überhaupt besitzt der Autor ein gutes Talent dafür, verschiedene Charaktere darzustellen und das Buch so umso vielfältiger zu machen.
Der grummelige Kommissar Didier Manderscheid, die toughe Motorradfahrende Inspecteur Joana Galhardo Lobato, der kindhafte Programmierer Per Sundergaard…
Xavier Kieffer ist bekannt wie ein bunter Hund und verfügt über einflussreiche Freunde aus aller Herren Länder und den verschiedensten Branchen.
Dies kam ihm natürlich bei seinen Recherchen zu Hilfe.
Er kennt Investmentbanker, Steuerberater, EU-Beamte und hat ausgerechnet „die Gabin“ als Freundin.
Sehr gut fand ich, dass der Autor den unwissenden Xavier Kieffer nutzt, um dem Leser Begriffe aus der Informatik und der Finanzmathematik verständlich zu machen.
Dadurch wurde mir nicht nur der Koch umso sympathischer, sondern ich konnte auch die Zusammenhänge besser verstehen.
Mir gefällt es sehr gut, dass der Autor nicht nur Luxemburg beschreibt, sondern auch viele luxemburgische Begriffe verwendet.
Diese kann man zum Teil im hinteren Teil des Buches im „Glossar Küchenlatein“ nachschlagen.
Der eine oder andere Begriff den ich noch nicht kannte war im Buch auch dabei.
Der Begriff „bierdimpefilg“ zum Besipeil, bei dem ich mir ein Grinsen nicht verkneifen konnte.
Als ich das Buch zu Ende gelesen hatte, war ich enttäuscht, dass die Geschichte schon zu Ende war.
Neugierig las ich die angrenzende Leseprobe zu „Teufelsfrucht“ und wurde nicht enttäuscht.
Für mich steht fest, dass ich auch die weiteren Bände der Reihe um Xavier Kieffer unbedingt lesen muss.


Viel Spaß beim Lesen wünscht Aletheia



Sonntag, 16. März 2014

Meine Rezension zu "Bruderliebe" von Stefanie Heindorf und Kathrin Lange

Die Einleitung:
Schon als Kind habe ich Märchen geliebt und diese Liebe blieb bis heute erhalten.
Außerdem lese ich sehr gerne historische Romane.
Ich mag es, in längst vergangene Zeiten einzutauchen, mir vorzustellen, wie die Menschen damals gelebt haben, wie die Gesellschaft damals strukturiert war und wie weit die Technik und die Wissenschaften fortgeschritten waren.
Daher freute ich mich sehr, als ich von der Buchreihe „Die Grüne Fee“ und der Idee dahinter erfuhr.
Als das Buch „Bruderliebe“ als Wanderbuch angeboten wurde, meldete ich mich sofort dafür an und war sehr gespannt darauf, wie die beiden Autorinnen das Märchen von Rapunzel wohl interpretieren würden.

Die Autorinnen:
Die Autorinnen leben mit ihren Familien in der Nähe von Hildesheim.
Stefanie Heindorf arbeitet als Lehrerin.
„Bruderliebe“ ist ihr erster Roman.
Kathrin Lange veröffentlicht seit 2005 historische Romane.
„Bruderliebe“ ist ihr erstes Werk für den Dryas-Verlag.

Fakten zum Buch:
Das broschierte Taschenbuch erschien im Februar 2013 beim Dryas-Verlag.
Es umfasst 316 Seiten und ist im Buchhandel für 12,95 Euro zu haben.
„Bruderliebe“ ist ein eigenständiger Roman, der zur Buchreihe „Die Grüne Fee“ gehört.

Die Grüne Fee:
„Wann begann die Moderne?
Welche Entwicklungen waren nötig, um von der Dampfmaschine zum Computer zu kommen?
Welche moralischen und gesellschaftlichen Änderungen hat das Voranschreiten der Technik nach sich gezogen?
Aus diesen Fragen heraus ist die Idee zur Roman-Reihe „Die Grüne Fee“ entstanden.
Als „Grüne Fee“ bezeichnet man Absinth, den Wermut-Schnaps, der im 19. Jahrhundert „modern“ war.
Höhenflüge nach seinem Genuss ließen Kunstwerke entstehen oder zerstörten Existenzen, wie man am Beispiel leidenschaftlicher Absinth-Trinker wie Van Gogh, Baudelaire, Hemingway oder Wilde sehen kann.
Diese Doppeldeutigkeit sollte auch in den Romanen der Reihe eingefangen werden.
Spannende Geschichten zeigen Fluch und Segen der Technik und folgen einem Weg, der Ende des 18. Jahrhunderts mit dem Ersten Weltkrieg endet, also das lange 19. Jahrhundert durchzieht.
Die Herausgeberinnen der Reihe sind Marlene Kraus und Kathrin Lange.“

Quelle: Dryas-Verlag

Die Gestaltung des Buches:
Das Cover des Buches ist grün, passend zur Reihe „Die Grüne Fee“.
Die verschiedenen Grüntöne in hellen und dunklen Schattierungen, sowie die verschnörkelten Muster, in welchem der Hintergrund des Covers gehalten ist, erinnern mich an einen Bogen edles, altes Briefpapier oder an eine Wandtapete.
Ganz oben stehen der Name der Buchreihe und darunter die Namen der beiden Autorinnen.
In grünen Großbuchstaben, die farblich sehr gut zum Hintergrund passen, steht darunter der Titel des Buches.
Im Zentrum des Covers sieht man einen alten silbernen Handspiegel, in dessen Innenfläche man eine hübsche junge Frau erblickt.
Ihr Haar ist kunstvoll geflochten, sie trägt Perlenohrringe und ein Kleid, wie es sich für eine Adlige im 19. Jahrhundert gehört.
Ihr Blick ist zur Seite gewandt.
Ich stelle mir vor, dass es sich bei der jungen Frau im Handspiegel um Theresia handelt.
Unter dem Handspiegel sieht man eine kleine Zeichnung einer Burg und der Ländereien drum herum.
Mir gefällt das Cover sehr gut.
Es passt gut zur Geschichte und zu dem Buch selbst, welches Geschichte und Märchen zu einem einzigartigen Ganzen vereint.

Der Verlag über das Buch:
Norddeutschland, Anfang des 19. Jahrhunderts.
Gegen den Willen ihrer Stiefmutter Henriette verlieben sich die behütete Theresia aus adligem Hause und der bürgerliche Sebastian ineinander.
Doch Theresias und Sebastians Vergangenheit verbindet ein dunkles Geheimnis.
Als es ans Licht kommt, wendet sich Sebastian von Theresia ab.
Keiner der Beiden ahnt, dass sie Opfer einer Intrige sind.
Denn nicht nur Henriette setzt alles daran, sie auseinanderzubringen…
„Bruderliebe“ erzählt das Märchen von Rapunzel neu – als düster-spannenden historischen Roman um Intrigen, Zweifel und Mord.

Die Geschichte und meine Meinung dazu:
 „Bruderliebe“ spielt laut den Autorinnen in einer Zeit zwischen den Zeiten.
Einer fiktiven Zeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts, irgendwann zwischen den Veröffentlichungen der Gebrüder Grimm und dem Tod Napoleons.
Ich war sehr gespannt, was mich für ein Roman erwartet und begann, den traurigen Prolog zu lesen, der mich auf die Geschichte einstimmte.
Es ist ein trauriger Tag, an dem die Totenglocke zwei Mal läutet.
Der Burgherr, ein junger Baron muss an diesem Tag seine Frau und seinen neugeborenen Sohn zu Grabe tragen.
In dieser schweren Stunde steht ihm der Kaplan Häusler bei, der ihm und seiner Familie auch später noch gute Dienste leisten wird.
Nach diesem kurzen Ausflug in die Vergangenheit beginnt das erste Kapitel, wie die anderen Kapitel danach mit einem dazu passenden Zitat aus „Rapunzel“.
Theresia von Rotenburg lebt mit ihrer Stiefmutter Henriette von Rotenburg und ihrem Vater Konrad von Rotenburg auf der Trendelburg in Nordhessen, die auch „Rapunzelburg“ genannt wird.
Theresia hat ihr bisheriges Leben fernab von der Gesellschaft verbracht und kennt das gesellschaftliche Leben nur aus den zahlreichen lebhaften Erzählungen ihrer Stiefmutter und ihrer jungen Zofe Marie.
Achtzehn Jahre lang kannte sie nur die Burg des Vaters und durfte noch nicht einmal im angrenzenden Park spazieren gehen.
Ihr Leben drehte sich um den Alltag auf der Burg, die Bediensteten, die Bibliothek des Vaters und die Mußestunden mit der Stiefmutter.
Diese kam in regelmäßigen Abständen mittels eines geheimen Klopfzeichens zu Theresia ins Zimmer, wo sie dann mit ihr redete und ihr mit einer Bürste das schöne, hüftlange blonde Haar bürstete.
Bei diesen Gesprächen schilderte die Stiefmutter gesellschaftliche Ereignisse wie einen bevorstehenden Ball in den buntesten Farben und Theresia kam schier um vor Sehnsucht, endlich die Welt um sie herum zu erkunden.
Konrad von Rotenburg kann seiner Tochter keinen Wunsch abschlagen und so ergriff diese die Chance für mehr Freiraum beim Schopf und bat ihren Vater darum, ihn und die Stiefmutter bei einem Besuch des Gottesdienstes in der Kirche am Karfreitag zu begleiten.
Dieser ließ sich erweichen und obwohl seine Frau vor Zorn darüber nur so sprühte, ließ er sich davon nicht wieder abbringen.
So kam es wie es kommen musste.
Die Stiefmutter hatte Theresia all die Jahre erfolgreich von allen Männern abgeschirmt, doch bei dem Kirchenbesuch zog die hübsche junge Frau natürlich alle Blicke auf sich.
Viele Damen ihres Standes waren in Theresias Alter schon verheiratet und sie durfte noch nicht ein Mal debütieren.
Staunend sog sie all die neuen Eindrücke in sich auf und die Männerwelt verzehrte sich nach der jungen Frau, die ihr so viele Jahre vorenthalten worden war, wie eine exotische Frucht.
Ein junger Mann war besonders fordernd und Theresia empfand seine Blicke geradezu als Demütigung.
Ein Anderer jedoch, der wundervolle grüne Augen hatte,  erregte ihre Aufmerksamkeit und ging ihr nicht wieder aus dem Kopf.
Die ungleichen Männer waren beide die Söhne von Heinrich Langenthal.
Der forsche Ludwig, der sich nahm was er wollte und der prinzipientreue Sebastian, der die Frauenwelt vor seinem Bruder schützen wollte, da er wusste, welch schlechten Charakter er hat.
Heinrich Langenthal war ein Bürgerlicher, der reicher sein sollte als Theresias Vater.
Seine Söhne wären also eine gute Partie für Theresia und den finanziell angeschlagenen Baron.
Davon möchte Henriette jedoch nichts wissen und so versucht sie zunächst erfolglos mit allen Mitteln Theresia von Sebastian fernzuhalten.
Sebastian und Theresia lieben einander heiß und innig und finden Mittel und Wege sich heimlich zu treffen, was nicht ohne Folgen bleibt.
Als Henriette dahinter kommt, schmiedet sie mit Hilfe von Ludwig, der noch immer nach Theresia giert und außer sich vor Zorn ist, dass sie seinem Bruder schöne Augen macht einen Plan, nicht wissend, welches Unheil sie damit heraufbeschwört.
Hat das junge Paar noch eine Chance?

Mein Fazit:
„Bruderliebe“ ist ein Buch, welches mich so richtig gefesselt hat.
Geschickt verbinden die beiden Autorinnen das Märchen von „Rapunzel“ mit historischen Elementen zu einer mitreißenden Geschichte voller Verrat, Lügen, einer zarten Liebe und dem Tod.
Wie im richtigen Märchen gab es in „Bruderliebe“ die Guten und die Bösen und es war schon von Anfang an klar, wer zu welcher Kategorie gehörte.
Die Autorinnen haben die fiktive Zeit in der Theresia lebte sehr gut beschrieben.
Ich konnte mir Theresias Umfeld, die Burg und die gesellschaftlichen Gepflogenheiten lebhaft vorstellen.
Theresia lebte zu einer Zeit, in welcher die Eltern noch gesiezt wurden.
Sie sprach ihre Stiefmutter mit Maman an und wurde selbst mit Mademoiselle angesprochen.
Überhaupt kamen einige französische Ausdrücke in dem Buch vor, die auf den hinteren Seiten nachgeschlagen werden konnten.
Sehr passend waren auch die einzelnen Märchenzitate zu Beginn eines jeden Kapitels, die dem historischen Roman einen märchenhaften Charakter verliehen.
Ich fand es sehr schön, dass man zwar einige Parallelen zu dem Märchen „Rapunzel“ ziehen konnte, aber „Bruderliebe“ an sich jedoch eine ganz eigene, historisch eingebettete Geschichte war.
Sehr gut fand ich auch die Beschreibungen der Gefühle und der Gesichtsausdrücke der einzelnen Charaktere, welche mir besonders bei Henriette sehr eindrücklich in Erinnerung geblieben sind.
Die Geschichte baute sich langsam auf und wurde dann Seite um Seite spannender.
Theresias Welt zog mich in ihren Bann.
Theresia ist den Umständen entsprechend ziemlich unwissend und unbedarft, da sie ja nichts anderes kennt.
Sie tut alles, um nicht den Unmut der Stiefmutter auf sich zu ziehen und verschanzt sich in ihrem Turmzimmer im Gartenhäuschen der Burg.
Ich konnte mir kaum vorstellen, wie ein so junges Mädchen es so lange in den engen Grenzen der Burg ausgehalten haben kann.
Zu Beginn konnte ich verstehen, warum Henriette ihre Stieftochter um jeden Preis von der Männerwelt fernhalten wollte.
Immer wieder fiel der Name Graf von Vellmar und ich fragte mich, was es mit diesem auf sich hatte.
Im späteren Verlauf der Geschichte wurde Henriette mir immer unsympathischer und ich hoffte sehr, dass ihr unheilvoller Plan vereitelt und durchschaut werden würde.
Die Zofe Marie tat mir leid.
Sie musste viel erdulden und sich am Ende sogar von ihrer Herrin abwenden, um nicht selbst zu Schaden zu kommen.
Es war schön zu lesen, wie Theresia die Kirche und den Park erkundet und nach und nach auch das andere Geschlecht kennen lernt.
Die zarte Liebe zwischen ihr und Sebastian wurde überschattet von Henriettes Lügen und ihrer Verschwörung, sowie von Ludwigs finsteren Plänen.
Atemlos verfolgte ich, wie Ludwig und Henriette ihre Lügen in die Welt hinaus trugen, was dazu führte, dass Sebastian sich von Henriette abwandte.
Die Ereignisse überschlugen sich und ich musste unbedingt weiterlesen um zu erfahren, ob die Geschichte ein gutes Ende haben würde.
Ludwig bildete den perfekten Gegenpol zu Sebastian.
Er war gierig, hinterlistig und verlogen und wusste geschickt, seine wahren Absichten zu verbergen.
Die Person des Friedrich Clemens Gerke, der im Buch von allen nur Clemens genannt wurde, war die Einzige wirklich historische Person des Romans.
Der Pionier der Telegrafie spielte in dem Buch eine tragende Rolle und seine Beschreibung war mir sehr sympathisch.
Er war nicht nur ein eifriger Student der Optik, sondern auch ein treuer Freund, auf den Theresia sich verlassen konnte.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich werde sowohl weitere Bücher der beiden Autorinnen, als auch weitere Bücher aus der Reihe „Die Grüne Fee“ lesen.


Viel Spaß beim Lesen wünscht Aletheia


Sonntag, 9. März 2014

Meine Rezension zu "Das Geheimnis der Eulerschen Formel" von Yoko Ogawa

Die Einleitung:

„Das Geheimnis der Eulerschen Formel“ habe ich im Rahmen einer Wanderbuchrunde gelesen.
Der Titel des Buches hatte mich neugierig auf das Buch gemacht.
Es war spannend das Buch zu lesen, da ich zu Beginn garnicht wusste, was mich erwarten würde.

Die Autorin:

Yoko Ogawa gilt als eine der wichtigsten japanischen Autorinnen ihrer Generation.
Für ihr umfangreiches Werk wurde sie mit vielen Literaturpreisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem Tanizaki Jun’ichirō – Preis.
Für ihren Roman „Das Geheimnis der Eulerschen Formel“, der in sechzehn Sprachen übersetzt wurde, erhielt sie den begehrten Yomiuri-Preis.
Bei Liebeskind erschienen u.a. die Romane „Hotel Iris“, „Das Museum der Stille“ und „Das Ende des Bengalischen Tigers“.
Yoko Ogawa lebt mit ihrer Familie in der Präfektur Hyogo.
Die Übersetzerin Sabine Mangold lebt in Berlin.
Aus dem Japanischen übersetzte sie u.a. Werke von Haruki Murakami, Akira Yoshimura und Hitomi Kanehara.

Fakten zum Buch:

Der japanische Originaltitel des Buches lautet Hakase no Aishita Sushiki.
Sabine Mangold hat das Buch ins Deutsche übersetzt.
Das gebundene Buch erschien im Februar 2012 beim Liebeskind -Verlag.
Das Buch umfasst
256 Seiten und ist im Buchhandel für 18,90 Euro zu haben.
Das Buch gibt es noch als Taschenbuch und für den Kindle.

Die Gestaltung des Buches:

Das Cover des Buches ist ungewöhnlich.
Auf hellbraunem Hintergrund sieht man auf der Oberseite des Buches eine Art Kleeblatt, welches in die Luft empor zu steigen scheint.
Rechts davon steht der Name des Verlages.
Darunter steht in roten Buchstaben der Name der Autorin.
Der Titel des Buches wurde in weißen Buchstaben gehalten.
Auf der rechten Seite des Covers sieht man ein filigranes Blatt eines Baumes, bei dem man sogar die feinen Äderchen und Linien erkennt, die es durchsetzen.
Der Umschlag wirkt auf mich wie ein altes Blatt Briefpapier, auf dem zwei Blätter gepresst wurden.
Wie das Buch selbst hat auch das Cover eine eigentümliche Wirkung auf mich.
Es erinnert mich daran, dass man in der Schönheit der Natur die Gesetze der Mathematik wiederfindet.

Der Verlag über das Buch:

„Überraschend, anmutig und tief bewegend.“ Paul Auster

Eine Frau wird als Haushälterin für einen verschrobenen Professor eingestellt, der jeden Tag aufs Neue vergisst, wer er ist.
In ihrer zarten, eindringlichen Sprache erzählt Yoko Ogawa eine berührende Geschichte über Freundschaft und Verlust – und über die Schönheit der Mathematik.

„Hinreißend! Ein Roman, der lange nachklingt.“ Los Angeles Times
„Ein Buch voller Poesie und Eleganz“ L`Express
„Dieses Buch verbreitet einen seltsamen Zauber.“ The Washington Post

Die Geschichte und meine Meinung dazu:

„Das Geheimnis der Eulerschen-Formel“ spielt in Japan und erzählt die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft.
Im März 1992 wendet sich eine alleinerziehende Haushälterin auf der Suche nach Arbeit an eine Haushaltsservice-Agentur, bei der sie schon viele Jahre tätig ist.
Sie wird an einen 64 Jahre alten Mann vermittelt, der im Buch nur „der Professor“ genannt wird.
Der ehemalige Hochschulprofessor hatte inzwischen schon acht Haushälterinnen und alle waren nach kurzer Zeit gekündigt worden.
Die Neunte war gespannt darauf, was sie bei der Arbeit erwarten würde.
Das Vorstellungsgespräch bei der Schwägerin des Professors verlief ziemlich kühl.
Diese suchte für den Bruder ihres verstorbenen Mannes eine Haushaltshilfe.
Die Karriere des Professors hatte ein abruptes Ende gefunden, nachdem er nach einem Unfall sein Kurzzeitgedächtnis verlor. Er hatte kein eigenes Einkommen, hatte seinen Lehrstuhl an der Universität verloren und war nie verheiratet.
Daher war er auf die Unterstützung seiner Schwägerin angewiesen.
Die Schwägerin legte genau fest, wann die Haushaltshilfe zur Arbeit kommen sollte und was ihre Aufgaben waren, trat aber selbst nie in Erscheinung.
Die neue Angestellte sollte nur im Gartenhaus agieren, in welchem der alternde Professor wohnte und sich vom Hauptgebäude, in welchem die Witwe lebte fernhalten.
Die Frau hatte schon schlimmere Arbeitsbedingungen gehabt und arrangierte sich mit den Wünschen ihrer Arbeitgeberin.
Nun sollte sie also den Professor kennen lernen, der nach einer Kopfverletzung an Gedächtnisverlust litt.
Sein Kurzzeitgedächtnis dauerte genau achtzig Minuten an.
Eine Stunde und zwanzig Minuten, nicht mehr und nicht weniger.
Er vergaß, was er am Abend zuvor gegessen hatte und lernte die Haushälterin jeden Tag aufs Neue kennen.
Sein Wissen um die faszinierende Welt der Mathematik war ihm aber nicht verloren gegangen.
Als er die neue Haushälterin statt nach ihrem Namen oder ihrer Vita zu befragen nach ihrer Schuhgröße und ihrer Telefonnummer fragte, war die Frau zunächst erstaunt.
Doch je mehr Zeit sie mit ihrem neuen Klienten verbrachte, desto mehr bereiteten diese Fragen ihr Freude und sie fühlte sich seltsam wertgeschätzt.
Tag für Tag bereitete sie dem Professor das Essen zu und kümmerte sich um seine verwahrloste Wohnung.
Der Professor war sehr wortkarg und brütete meist über irgendeinem mathematischen Problem, bei dem er nicht gestört werden wollte.
Dies änderte sich, als die Haushälterin beiläufig erwähnte, dass sie einen 10-jährigen Sohn hatte.
Als der Professor erfuhr, dass ihr Sohn alleine zu Hause sitzt und auf seine Mutter wartet, war er außer sich und befahl, dass der Junge von nun an nach der Schule zum Haus des Professors kommen solle.
Er nannte ihn Root, weil sein flacher Schädel ihn an das Dach eines mathematischen Wurzelzeichens erinnerte.
Bald schon hatten die Beiden eine ganz besondere Beziehung zueinander, voller Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung.
Der Professor führt seine Haushälterin und deren Sohn in die Welt der Mathematik ein.
Jede Ziffer hatte für ihn eine Bedeutung.
Der Professor ist der Überzeugung, dass die Entstehung der Welt sich in mathematischen Formeln ausdrücken lässt.
Er erzählt ihnen von transzendenten Zahlen, Quadratwurzeln, Primzahlen, anmutige Lösungen, vollkommene Zahlen, befreundete Zahlen und der allergrößten Zahl.
Es bereitet ihm Vergnügen, wenn Mutter und Sohn rätseln.
Die Haushälterin fängt an zu recherchieren und sich für die Mathematik zu begeistern.
So langsam beginnt sie die Liebe des Professors zur Mathematik zu teilen und eine ungewöhnliche Freundschaft beginnt zu wachsen, bis die Schwägerin des Professors dem ganzen plötzlich ein Ende setzt.
Hat die Freundschaft des Professors zu Root und dessen Mutter eine Zukunft?
Was hat es mit der Eulerschen Formel auf sich, die der Professor während eines Streits notiert und wie ein Statement vor sich auf den Tisch legt?

Mein Fazit:

Den besonderen Zauber, der diesem Buch innewohnt, kann man nur schwer in Worte fassen.
Man muss das Buch lesen und es selbst erfahren, um zu verstehen.
Oberflächlich betrachtet ist das Buch eine Geschichte, die von einer namenlosen Ich-Erzählerin berichtet wird.
Die Geschichte könnte sich so oder so ähnlich in Japan abgespielt haben.
Das Besondere an „Das Geheimnis der Eulerschen Formel“ ist unter Anderem die Atmosphäre, die darin vorherrscht.
Besonders sind auch die Charaktere des Buches, die seine Magie ausmachen.
Der namenlose Professor, der sich mit brüchiger Stimme langsam fortbewegt und in seinem verwahrlosten Gartenhaus über mathematischen Gleichungen brütet.
Er gibt Zahlen menschliche Eigenschaften, beschreibt z.B. eine scheue Zahl so, als wäre sie ein schüchterner Mensch.
Seine Art und Weise wie er die Mathematik anhand vieler Worte und Gleichungen erklärt ist angenehm.
Ich kann mir gut vorstellen, dass er als Professor hochgeschätzt wurde.
Ich selbst habe wenig Zugang zur Welt der Mathematik finden können, denke aber, dass dies anders gewesen wäre, wenn ich einen Lehrer wie den Professor gehabt hätte.
Der schrullige, etwas ungepflegte alte Mann, dem Zahlen als Schutz und Mittel zur Kommunikation dienen, war mir auf Anhieb sympathisch.
Er war aufrichtig und bescheiden und gerade seinen unzähligen Macken waren es, die ihn für mich besonders interessant machten.
Er erinnerte mich ein wenig an Walter aus „Fringe“ und seine Begeisterung für die Mathematik erinnerte mich an „Numbers – Die Logik des Verbrechens“.
Ich fand es faszinierend, wie er sich mit Hilfe von an seinem Anzug geheftete Notizzettel Dinge merkte, wie z.B. dass er eine neue Haushälterin mit einem 10-jährigen Sohn hatte oder was es mit seinem Kurzzeitgedächtnis auf sich hat.
Die Art, wie er sich um Root sorgte und sich um ihn kümmerte rührte mich sehr.
Seine neunte Haushälterin war etwas enttäuscht darüber, dass er sich nicht an die gemeinsam verbrachte Zeit erinnerte.
Die alleinerziehende Frau hatte eine bittere Lebensgeschichte und verlor trotzdem nie den Lebensmut.
Sie versuchte unablässig dem Professor Gutes zu tun und ihm eine Freude zu machen.
Manchmal handelte sie dabei etwas unbedacht, was schließlich zu jenem verhängnisvollen Ereignis führte, welches die Schwägerin des Professors gegen sie aufbrachte.
Es war faszinierend zu lesen, wie sich der Haushälterin nach und nach die Welt der Mathematik erschloss.
Ich selbst müsste die Gleichungen im Buch jedoch in Ruhe lesen, um sie zu verstehen.
Dafür hatte ich leider nicht genug Zeit und die vielen Unterbrechungen während des Lesens taten ihr Übriges dazu.
Root hatte ich von Anfang an lieb gewonnen.
Sein Vertrauen dem Professor gegenüber rührte mich.
Ich fand es schön, wie er ihn in Schutz nahm und sich Strategien ausdachte, um ihn nicht vor den Kopf zu stoßen.
Ihre gemeinsame Liebe zu Baseball und der Mannschaft der Hanshin Tigers verband die beiden noch stärker miteinander.
Gemeinsam haben sie sich Brücken gebaut.
Der Professor eröffnete Root die Welt der Mathematik und Root zeigte ihm seinerseits, dass Baseball nicht nur im Radio existiert.
Die Witwe war mir am Anfang ein Rätsel, doch nach und nach begann ich zu verstehen.
Auch wenn ich den mathematischen  Gleichungen nicht immer folgen konnte, bin ich froh darüber dieses Buch gelesen zu haben.
Ihm wohnt ein ganz besonderer Zauber inne.
Auf magische Art und Weise wurden hier eine ungewöhnliche Freundschaft und die faszinierende Welt der Mathematik zu einem Ganzen verwoben, welches sich zu lesen lohnt.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Aletheia



Sonntag, 2. März 2014

Meine Rezension zu "Schmetterling aus Staub" von Anna Palm

Die Einleitung:
„Schmetterling aus Staub“ habe ich im Rahmen einer Wanderbuchrunde gelesen.
Das schöne Cover hatte mich neugierig auf das Buch gemacht.
Als ich dann den Klappentext las, war sofort klar, dass ich das Buch lesen muss.

Es war das erste Buch, welches ich von Anna Palm gelesen habe, aber es wird mit Sicherheit nicht das Letzte sein.

Die Autorin: 
Anna Palm wurde 1995 in Aachen geboren und ist Schülerin an einem Gymnasium in Neuss. 
Ab Oktober wird sie an der TU Dortmund Journalistik studieren.
Die Autorin schrieb schon als Kind Geschichten.
2010 hat sie den Schreibwettbewerb „Frühlingsflattern“ gewonnen.
Ein Jahr später erschien ihr Debütroman „Ellen, Schutzengel“ und im darauffolgenden Jahr die Dystopie „Die Selbstvergessenen“.
Im Februar 2013 erschien mit „Schmetterling aus Staub“ eine weitere Dystopie aus der Feder der Autorin, die ich euch heute vorstellen möchte.

Fakten zum Buch: 
Das gebundene Buch erschien im Februar 2013 beim Schwarzkopf & Schwarzkopf -Verlag.
Das Buch umfasst 344 Seiten und ist im Buchhandel für 14,95 Euro zu haben.

Die Gestaltung des Buches: 
Das Cover des Buches ist ein echter Eyecatcher. 
Aus einer Staubwolke erhebt sich ein nahezu überirdisch schöner, leuchtend blauer Schmetterling.
Darunter stehen in dünnen weißen Großbuchstaben der Name der Autorin und der Titel des Buches.
Ich empfinde das Cover als sehr passend.
Der Schmetterling steht für mich symbolhaft für die künstlichen Schmetterlinge in Mikas Heimatstadt Seelenheide, die wie so Vieles dort und in ganz Alemania die reinste Illusion sind.
Den Titel des Buches empfinde ich auch als sehr passend gewählt, da in der Geschichte nach und nach deutlich wird, dass die Bewohner Alemanias von ihrem Diktator Caesar zum Narren gehalten werden und ebenso wie die Schmetterlinge nichts so ist, wie es scheint.
Sehr schön und übersichtlich finde ich auch den Innenteil des Buches.
Zu Beginn des Buches gibt es eine Übersicht über den Inhalt, mit Kapitelüberschriften und Seitenangaben.
Jedes Kapitel beginnt mit einer extra Seite, auf deren grauen Hintergrund ein schwarzer Schmetterling prangt.
Darunter steht jeweils der Name des Kapitels.

Der Verlag über das Buch:

„ Ich habe mich entschieden, für Aaron, aber auch gegen alles, was ich kenne.“ 
Die Stadt, in der die 16-jährige Mika lebt, gleicht dem Paradies: 
Blumen blühen überall, die Menschen leben harmonisch miteinander und die Sonne scheint 365 Tage im Jahr.
Dennoch ist Mika nicht glücklich.
Seit sie vor acht Jahren am staatlich angeordneten Persönlichkeitstest teilnehmen musste, ahnt sie, dass die Realität außerhalb von Seelenheide ganz anders aussieht.
Ihre Vermutung bestätigt sich, als eines Tages ein fremder Junge auf der Mauer hinter ihrem Garten sitzt.
Aaron gehört zu den „Risikos“, die als Kinder von ihren Eltern getrennt und von der Regierung eingesperrt werden – aus Angst davor, dass sie zu Freidenkern werden könnten.
Doch Aaron konnte fliehen und will nun das System stürzen, das ihn und Tausende andere aussortiert hat.
Mika ist vom ersten Moment an fasziniert von Aaron und begibt sich mit ihm auf die gefährliche Mission.
Schon bald muss sie sich nicht nur mit Kopfgeldjägern auseinandersetzen, sondern auch mit Janna, dem „Machtmädchen“, das sich ihnen anschließt. Können sie ihr wirklich trauen?

Die Geschichte und meine Meinung dazu:

„Schmetterling aus Staub“ spielt in einer fernen Zukunft, im ehemaligen Deutschland.
Vor fünfzig Jahren gab es in Deutschland eine Infektion, die urplötzlich auftrat.
Zuerst waren die Menschen erschöpft, ihnen war übel und sie hatten Kopfschmerzen.
Nach und nach kamen noch mehr Symptome hinzu.
Schließlich vergasen die Menschen sich selbst und töteten alles und jeden.
Danach zerfielen sie zu Staub.
Viele Menschen starben während dieser Infektion und die Wenigen, die überlebten und deren Nachkommen leben nun in einem Deutschland, dass sich Alemania nennt.
Geführt wird es von einem allgegenwärtigen Dikator, der sich Caesar nennt.
Die Einen sehen in ihm den Retter und Erlöser, die Anderen halten ihn für ein grausames Scheusal, dass gestürzt und getötet werden muss.
Alemania ist in vier verschiedene Dörfer unterteilt:
In Seelenheide leben die Harmonier, in Sturmbruch die Risikos, in Geistfurt die Ehrgeiz- und in Machthall die Machtmenschen.
Anna Palm schildert die Geschichte in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Mikaela Sanders, die von allen nur Mika genannt wird.
Mika lebt in Seelenheide, einem Dorf, in dem alles ganz harmonisch und friedlich ist und in dem das ganze Jahr über die Sonne scheint.
Sogar die Todesursachen sind in Seelenheide ganz harmonisch.
Die Menschen tragen die für Harmoniemenschen vorgegebene rosa und fliederfarbene Kleidung, streiten sich nie, stellen keine Fragen und bilden sich keine eigene Meinung.
Mika fällt schon durch ihre leuchtendroten Haare ein wenig aus der Reihe, doch das ist noch nicht alles.
Sie erinnert sich an die Selektion, an welcher sie wie jedes andere Kind in Alemania an ihrem achten Geburtstag teilnehmen musste.
Damals musste sie sich mit einigen anderen Kindern kurze Filmsequenzen ansehen und angeben, welche ihr am Besten gefallen hat.
Da sie wusste, dass sie, wenn sie ihrem Herzen folgen würde von ihren Eltern getrennt werden würde, log sie und verschwieg ihre wahre Natur.
Nur die Harmonier leben in Familien.
Die anderen drei Menschengruppen leben in  Lebensgemeinschaften zusammen und haben kaum eine emotionale Bindung zueinander.
Seit der Selektion tut Mika ihr Bestes, so zu tun als wäre sie ein Harmoniemädchen, doch das fällt ihr nicht immer leicht.
In Gedanken fährt sie immer wieder aus der Haut und äußert unharmonische Dinge, schafft es aber immer wieder mit Hilfe ihrer Eltern angepasst zu bleiben.
Erst als ihr Zeitungsartikel mit der Begründung abgelehnt wird, dass dies nicht der Weg ist, den Harmonier einschlagen sollen, reißt ihr der Geduldsfaden.
Mika stellt das System infrage, dass ihr nicht erlaubt, Fragen zu stellen, Träume zu haben und erntet damit bei ihren Freundinnen und ihrer Familie nur Verwirrung.
Die Einzige die sie versteht, ist Nora, ihre nicht leibliche Schwester, die in Seelenheide getrennt von ihren Risikoeltern lebt.
Acht Jahre nach der Selektion ändert sich Mikas Leben radikal, als sie gerade etwas Schnittlauch für ihre Mutter aus dem Garten holen will.
Auf der Mauer sitzt ein fremder Risiko-Junge mit einer tiefen, rauen Stimme und einem zerissenen T-Shirt.
Laut und deutlich spricht er sie an und eröffnet ihr, dass er erkannt hat, dass Mika tief in sich drin gar kein Harmoniemädchen ist.
Der Junge der sich als Ron (Aaron) vorstellt, verhöhnt sie und nennt sie eine Heuchlerin.
Mika ist vor Furcht wie gelähmt, wurde ihr doch wie allen Harmoniern über das Fernsehen suggeriert, dass die Risikos gefährlich sind, einem wehtun, belügen, bedrohen, bestehlen, missbrauchen und sogar töten.
Sie flieht ins Haus und erzählt ihrem Vater von dem Jungen, doch der Vater hört ihr gar nicht zu.
Mika versucht den Jungen und seine Worte zu vergessen, doch er geht ihr nicht aus dem Kopf.
Eines Abends ist er wieder in ihrem Garten und ehe sie sich versieht nimmt er Mika mit Hilfe eines Vorwands mit in die Welt hinter der Gartenmauer.
Zuerst hält Mika alles für einen lebhaften, täuschend echten Traum, doch als sie Ron sieht und seine Stimme hört, wird ihr bewusst, dass er sie entführt hat.
Er wirft ihr vor, vor Sehnsucht zerfressen, aber gleichzeitig feige und voller Angst zu sein.
Und tatsächlich hat Mika Angst vor der Welt und dem Leben, schließlich kannte sie bisher nur die trügerische Idylle von Seelenheide und hat sie nie in Frage gestellt.
Zuerst will sie fliehen, doch als sie erfährt, dass Ron Caesar stürzen will, um seine Freunde Lena und Casper zu befreien, die mutmaßlich im Palastkerker sind, schließt sie sich ihm an.
Während ihnen eine Patrouille des Diktators und seine Kopfgeldjäger dicht auf den Fersen sind, machen sie sich auf, je einen weiteren Verbündeten in Machthall und Geistfurt zu finden.
Rons Plan den Diktator mittels einem Kleeblatt aus den vier verschiedenen Dörfern zu stürzen könnte klappen.
Werden sie zwei weitere Rebellen finden, die sich ihnen anschließen?
Wird es ihnen gelingen Caesar zu stürzen und die Selektion und die Unterteilung der Menschen in vier verschiedene Gruppen abzuschaffen?

Mein Fazit:

„Schmetterling aus Staub“ ist eine atmosphärisch dichte, aufregende Dystopie mit einer erfrischenden Liebesgeschichte.
Anna Palm hat die Geschichte aus der Ich-Perspektive geschrieben und mich damit mitten hinein in die Welt von Mika katapultiert.
Schon als sie sich an ihre Selektion erinnerte war mir Mika sympathisch, da sie sich für die gleiche Filmsequenz begeisterte wie ich.
Sie liebte ihre Eltern jedoch sehr und wollte nicht von ihnen getrennt werden.
Deshalb entschied sie sich für ein Leben in Seelenheide.
Das Leben dort hört sich zwar auf den ersten Blick toll an, aber ich denke, ich würde dort ersticken.
Nie sagt einer seine Meinung, nie ein böses Wort und Paare müssen zuerst geprüft werden, ob sie sich optimal ergänzen, bevor sie Sex haben dürfen.
In Seelenheide könnte ich keinen Blog haben, keine Buchrezensionen schreiben.
Das wäre anderen Menschengruppen vorbehalten und so könnte ich nicht leben.
Aaron reißt Mika aus ihrer Illusionsblase mitten hinein ins echte Leben.
Er weckt die Mika auf, die am Liebsten im wilden Galopp mit ihrem Pferd durch die Wälder reiten und sich danach ins sturmumtoste Meer stürzen möchte.
Es erschreckte mich, dass Mika noch nicht ein Mal in ihrem Leben einen Blick über die Gartenmauer geworfen hat.
Kein Wunder, dass sie erst einmal erschlagen von den vielen Eindrücken in den anderen Dörfern ist.
Ihr wurde eine erschreckende Naivität antrainiert.
Sie hat den ewigen Sonnenschein in Seelenheide nie in Frage gestellt und Kondition hat sie auch keine.
Kein leichtes Unterfangen unter diesen Umständen mit Ron auf der Flucht zu sein.
Ron hat das System durchschaut und möchte den Diktator stürzen und seine Freunde wiederfinden.
Im Grunde ist seine Idee nicht schlecht, doch sein Plan ist zu wenig ausgereift und er handelt wenig vorrausschauend.
Das Chaos wird perfekt, als das grausame Machtmädchen Janna zu dem Duo stößt und Mika durchgehend verbal piesakt.
Ich habe mir so sehr gewünscht, dass Mika sich endlich mal zu Wehr setzt und ihr mal so richtig eine reinhaut.
Besonders dann, als ihr eigentlich klar werden musste, dass sie sich in Ron verliebt hat und sie um ihn kämpfen muss.
Die Liebesgeschichte zwischen Ron und Mika war wie eine Achterbahnfahrt.
Ihre Dialoge waren spannend und emotionsgeladen – ein richtiger Schlagabtausch.
„Schmetterling aus Staub“ hat mich in vielen Punkten positiv überrascht.
Es verbindet eine spannende dystopische Welt mit Rebellentum und Gesellschaftkritik und einer erfrischenden Liebesgeschichte.
Alemania und seine Bewohner empfand ich als sehr gelungen.
Sie trugen nicht nur die für ihr Dorf typische Farbe, sondern sie verhielten sich auch so und erkannten nicht, dass sie alle nur Caesars Marionetten waren.
Als ich erfuhr, welche dunklen Geheimnisse er verbirgt, war ich fassungslos und gleichzeitig überrascht.
Das Buch hielt immer wieder überraschende Wendungen und kleine Details bereit.
In jedem Kapitel versteckten sich kleine Geschichten, die mich jede auf ihre Art aufwühlten, doch keine so sehr, wie die Geschichte um Aleyna.
Diese Geschichte ließ mich verstehen, warum Janna so geworden war, wie sie ist.
Dadurch bekam sie zwar keine Sympathiepunkte von mir, aber ich konnte mich zumindest besser in sie hineinversetzen.
Das Ende war für mich mehr als gelungen, konnte ich doch nun aus der Sicht aller Protagonisten erfahren, wie es ihnen zuletzt ergangen war.
Es gäbe durchaus Potential für eine Fortsetzung!
Das Buch ließ mich emotional alles erleben, angefangen von einem leichten Sommerregen bis zum Wirbelsturm.
Es war herrlich ironisch, witzig, abwechslungsreich und nie langweilig.
Ich fieberte mit, war zornig, traurig, musste lachen, hoffte, bangte und zum Schluss war ich absolut begeistert.
Die junge Autorin hat mich von ihrem Können überzeugt und ich bin gespannt auf ihre weiteren Werke.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Aletheia