Sonntag, 26. Februar 2012

Meine Buchrezension zu "Aleph" von Paulo Coelho

===Die Einleitung:===
Die letzten Jahre waren für mich eine Achterbahnfahrt der Gefühle.
Unglücklich im Beruf trotz oder gerade wegen des Stellenwechsels, ständig Streit mit meinem Vater und anderen Menschen, dazu eine latente Unzufriedenheit.
Freundschaften zerbrachen, geliebte Menschen und ein geliebtes Tier starben und mittendrin in diesem Strudel mein Ich.
Irgendwo dazwischen ist mir mein spirituelles Ich abhanden gekommen, welches sich zuvor mit philosophischen Fragen, mit Esoterik und Magie beschäftigt hat und ich fühle mich irgendwie ziellos und leer, wie ein leerer Zugwaggon auf einer stillgelegten Zugstrecke.
Statt inne zu halten für die Schönheit des Lebens und der Natur, statt mich mit tiefer gehenden Themen zu beschäftigen, stumpfte ich ab.
Mein Alltag bestand aus kaum mehr als arbeiten, schlafen und essen.
Irgendwann kamen die bohrenden Fragen, die immer lauter wurden:
Wer bin ich? Wer oder was will ich sein? Wohin führt mich meine Reise?
Als ich „Aleph“ bei
www.bloggdeinbuch.de entdeckte, hielt ich endlich einmal inne, fühlte mich von dem Buchtitel und der Buchbeschreibung angesprochen und wusste, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss.

===Der Autor:===
Paulo Coehlo, geboren 1947 in Rio de Janeiro, ist einer der meistgelesenen Schriftsteller der Welt.
Alle seine Romane, insbesondere Der Alchimist, Veronika beschließt zu sterben und Elf Minuten, wurden Weltbestseller, die in einer Auflage von über 135 Millionen Exemplaren in 73 Sprachen und 160 Ländern erschienen sind.
Das Buch Veronika beschließt zu sterben wurde sogar verfilmt.
Der Autor bloggt auch über seine Gedanken und Erlebnisse:
http://paulocoelhoblog.com/

===Fakten zum Buch:===
Das gebundene Taschenbuch erschien am 3. Januar 2012 beim Diogenes – Verlag.

Der Originaltitel des Buches lautet „O Aleph“ und ist auf Brasilianisch.
Maralde Meyer-Minnemann hat es ins Deutsche übersetzt.
Es umfasst 309 Seiten und ist im Buchhandel für 19,90 Euro zu haben.
Das Buch gibt es außerdem noch als Audiobook und als Hörbuch-Download.
Bisher habe ich es auf Brasilianisch, Italienisch, Englisch und Deutsch entdeckt und bin mir sicher, dass noch weitere Sprachen folgen werden.

Hier könnt ihr das Buch bestellen !

===Die Gestaltung des Buches:===
Die Gestaltung des Buches ist schlicht und einfach, was mir gut gefällt.
Es hat den für den Diogenes-Verlag typischen weißen Einband mit dem Namen des Autors und dem Titel des Buches unter einem Bild.
Auf dem Bild sieht man Hilal, die junge Geigerin und wertvolle Begleiterin Paulo Coelhos während seiner Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn und zum Aleph.
Hilal sitzt in der Eisenbahn, ihr Kopf ist vom Fenster abgewandt und sie scheint zu schlafen.
Ihr Gesichtsausdruck wirkt friedlich, doch wer das Buch gelesen hat weiß, dass das täuscht.
Die Umschlaghülle hat auf der Innenseite des Buches eine kleine Zusammenfassung des Inhalts und auf der Rückseite Informationen zum Buch und zum Autor.
Auf der hinteren Innenseite gibt es eine Übersicht über die beim Diogenes erschienenen Bücher von Paulo Coelho.
Die Umschlaghülle habe ich abgenommen und durch eine Stoffhülle ersetzt, um sie nicht zu beschädigen.
Entfernt man die Umschlaghülle, kommt ein grauer, gebundener Einband zum Vorschein, welcher am Buchrücken mit goldenen Buchstaben den Namen des Autors und den Buchtitel preisgibt.
Mir gefällt die Gestaltung des Buches sehr gut.
Es wirkt schlicht und klar und trotzdem sehr hochwertig.


===Der Verlag über das Buch:===
Innehalten. Nachdenken. Träumen. Sich ausprobieren.
Sich neu entdecken.

Wach werden. Wagen. Handeln. Gewinnen.
Mit Aleph beginnt ein neues Kapitel in ihrem Leben!


Der neue Weltbestseller von Paulo Coelho.

===Die Geschichte und meine Meinung dazu:===
Das Buch beginnt mit verschiedenen Widmungen und Zitaten aus dem Lukas-Evangelium.
Eine der Widmungen sticht mir besonders ins Auge, denn sie gilt Hilal, einer der wichtigsten Personen in diesem Buch.
Danach folgen ein Zitat aus „Das Aleph“ von Jorge Luis Borges und eines von Oscar Wilde.
Das Buch „Das Aleph“ von Jorge Luis Borges muss ich auch mal lesen.
Es scheint interessant zu sein.

Am Anfang des Buches macht Paulo Coelho deutlich, in welcher Zeit wir uns gerade befinden.
Inmitten von Hoffnungslosigkeit, Krieg und Umweltzerstörung finden wir keine Zeit zum Nachdenken oder nehmen uns keine Zeit dafür.
Durch J., seinen Meister erkennt er, dass er verlernt hat zu leben.
Alles ist für ihn alltäglich geworden, dient nur noch als Mittel zum Zweck.
Herr Coelho hat sich zurückgezogen und muss das Leben erst wieder neu erlernen.
Ihn quält das Gefühl neu Gelerntes nicht verinnerlichen zu können und er fühlt sich nicht mehr als „König seines eigenen Reichs“.
Ihm fehlt der Bezug zur Magie, seine Sehnsucht nach schneller Erkenntnis bleibt unbefriedigt.
J. fordert ihn dazu auf, die Routine hinter sich zu lassen, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren, neue Wege zu gehen, um wieder zu sich selbst zu finden, doch Herr Coelho sträubt sich zunächst dagegen.
Während seiner Meditation mit J. ist von einem Fluch die Rede und davon, dass er Menschen finden muss, denen er wehgetan hat.
Ich bin gespannt, was es damit auf sich hat.


Ich erfahre etwas über Coelhos berufliche Vergangenheit, seinen ungewöhnlichen Alltag mit Freunden und der Familie.
Er hat ungewöhnliche Begegnungen und scheint ein faszinierender, belesener Gesprächspartner zu sein.


Während einer Buchmesse in London inspiriert ein Zeitungsartikel den Autor zu einer zweimonatigen Reise durch verschiedene Länder.
Dort möchte er seine Leser treffen und gleichzeitig wieder zu sich selbst finden.
Seine Agentin zeigt sich zunächst wenig begeistert, doch die verschiedenen Verleger aus den unterschiedlichen Ländern sind begeistert.
Schließlich reist Paulo nach London, Sofia, Tunis, Kiew, Santiago de Compostela u.v.m.
Paulo tritt seine Reise erstmal mit seiner Frau an, später verabschiedet sie sich und verabredet mit ihm einen Treffpunkt, an dem sie sich wieder sehen werden.
Die Beiden scheinen ein sehr inniges Verhältnis zueinander zu haben und mehr als ein Mal habe ich mich während der Lektüre des Buches gefragt, wie seine Frau wohl dazu stehen wird, wenn sie manche Zeilen liest.

Nach den Schilderungen der Reisen durch die zahlreichen Länder folgt eine Karte der Route der Transsibirischen Eisenbahn, denn der Autor fuhr nach Moskau und von dort aus mit ebendieser weiter nach Wladiwostok.
Diese Reise ist sehr spirituell und macht einen Großteil des Buches aus.


In Moskau begegnete Herr Coelho Hilal, einer begnadete Geigerin.
Sie erwies sich als besonders hartnäckige Leserin mit dem Ziel ihn auf seiner Reise zu begleiten, um ihm dabei zu helfen.
Anfangs sträubte er sich dagegen, nahm die junge Frau nicht bewusst wahr und wahrte eine gewisse Distanz ihr gegenüber.
Dann jedoch fanden ihre Worte bei ihm Anklang und sie durfte mit auf die lange Reise.
Mit von der Partie waren außerdem unter anderem noch seine Lektorin und sein Übersetzer Yao, welcher mir im Laufe des Buches immer sympathischer wurde.
Hilals unverblümte, offene, ja geradezu penetrante Art lag nicht allen Mitreisenden und selbst Paulo musste sie mehr als ein Mal daran erinnern, seine Grenzen einzuhalten.
So ging die Fahrt inmitten von philosophischen Gesprächen, dem Genuss von Wodka und Hillas Geigenspiel weiter und an den einzelnen Stationen signierte der Autor die Bücher seiner Leser und wurde von wichtigen Personen eingeladen oder gab Interviews.
Auch seinen Mitreisenden gegenüber war er sehr mitteilsam und wurde oft bei Fragen zu Rate gezogen.
Hilal war meist mit von der Partie und erwies sich als hartnäckige Verehrerin, die ihm unablässig auf verschiedenste, sehr emotionale Weise ihre Liebe offenbarte und ihn aufforderte es ihr gleichzutun.
Wieder und wieder fragte ich mich, wohin das Ganze denn führen mochte.
Würde Paulo seiner geliebten Frau untreu werden?


Herr Coelho merkte mehr und mehr, dass er Hilal aus einem früheren Leben kannte und sie beide etwas verband, was er noch nicht greifen konnte, sie beide aber deutlich spürten.
Mit ihr reiste er ins Aleph, welches er als Punkt im Universum erklärt, in dem Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft aufgehoben sind.
Laut ihm gibt es überall auf der Welt solche Punkte und er konnte mit Hilal darin eintreten, weil sie als eng miteinander verbundene Menschen dort zufällig zusammen trafen.
Im Aleph und später durch Zuhilfenahme eines Rituals reist er in seine Vergangenheit um herauszufinden, welche Schuld er in einem früheren Leben auf sich geladen hat und welche Rolle Hilal dabei zuteil wird.
Als diese schließlich selbst am eigenen Leib erfährt, was ihr widerfahren ist, kommt es zu einer brenzligen Situation und auch sonst sorgt Hilal allein durch ihre ungestüme Art und ihre Eifersucht dafür, dass es nie langweilig wird.


Das Buch endet mit dem Ende der Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn und einer Anmerkung in Bezug auf Hilal.
Im Anhang gibt es zu verschiedenen Büchern des Autors jeweils eine kleine Inhaltsangabe.


===Mein Fazit:===
„Aleph“ ist kein Buch, welches man einfach so mal zwischendurch lesen kann.
Es ist mystisch, spirituell und man muss es in Ruhe lesen, um ganz darin eintauchen zu können.
Das Buch arbeitet mit dem Leser, wenn er sich darauf einlässt und in meinem Fall war dies ein mehrwöchiger Prozess.
Ich habe das Buch in der Mittagspause im Kindergarten angefangen und dann entnervt wieder beiseite gelegt, weil es mir um mich herum zu laut
war.
Danach las ich es nach Feierabend, mal in der Badewanne, mal im Bett liegend oder auf einer Parkbank in der Stille der Natur.
Jedes Mal tauchte ich ein in Herrn Coelhos faszinierende, tiefgreifende Schilderungen und fühlte mich danach jedes Mal, als sei ich aus einem Traum erwacht.

Die Geschichte hat mir außerordentlich gut gefallen.
In ihr stecken sehr philosophische Gedanken und Erfahrungen zu Themen wie Reinkarnation, Schamanismus und Selbstfindung.
Die zahlreichen Zitate und Anekdoten des Autors sind ein wahrer Fundus an stimmigen Weisheiten, die mir selbst viel gegeben haben.
Ich denke, jeder Leser zieht seine eigenen Weisheiten aus diesem Buch.
Ich konnte die Beweggründe des Autors für seine Reise gut nachvollziehen und war fasziniert von seinen zahlreichen mystischen Erlebnissen, die ihn seinem Selbst näher brachten.
Es gefällt mir, dass Herr Coelho so offen auf seine Leser zugeht,
Interesse an ihnen zeigt und sogar eine von ihnen mit auf seine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn genommen hat.
Mir wurde schnell klar, dass das Buch von ihm selbst handelt, da oft sein Name fiel und ich in einem Artikel der diesjährigen Frühlingsausgabe des Diogenes Magazins darüber gelesen hatte.
Dort sagt er, dass der Roman autobiographisch ist und er ihn als eine Reise zu sich selbst betrachtet.
Hilal nennt er dort ein junges Mädchen, welches ihm half wieder in Verbindung mit sich selbst zu treten.

Neben dem Autor selbst war mir besonders Yao sehr sympathisch.
Er weckte mein Interesse für Aikido und begeisterte mich durch seine ausgleichende Art.

Dies war mein erstes Buch von Paulo Coelho und es wird nicht das Letzte sein, denn sein Schreibstil und seine Buchinhalte gefallen mir sehr.
„Aleph“ werde ich nie wieder hergeben, denn meiner Meinung ist es ein Buch, welches man zu verschiedenen Zeitpunkten im Leben lesen und jedes Mal etwas anderes daraus ziehen kann.


Viel Spaß beim Lesen wünscht Aletheia.


2 Kommentare:

Ima hat gesagt…

Danke für die ausführliche Rezension. :)
Ich hab das Buch leider bei BloggdeinBuch verpasst und mich echt geärgert. ;) Jetzt steht es auf jeden Fall auf meiner Wunschliste, aber ich werde wohl auf das Taschenbuch warten.

tintenmaedchen hat gesagt…

Hi,
ich wollte mal liebe Grüße hierlassen.
Und weil du dich doch so für das Buch Zeitenzauber interessiert hast, ich hab grad die Rezension dazu auf meinen Blog gestellt ;)
LG