Sonntag, 16. März 2014

Meine Rezension zu "Bruderliebe" von Stefanie Heindorf und Kathrin Lange

Die Einleitung:
Schon als Kind habe ich Märchen geliebt und diese Liebe blieb bis heute erhalten.
Außerdem lese ich sehr gerne historische Romane.
Ich mag es, in längst vergangene Zeiten einzutauchen, mir vorzustellen, wie die Menschen damals gelebt haben, wie die Gesellschaft damals strukturiert war und wie weit die Technik und die Wissenschaften fortgeschritten waren.
Daher freute ich mich sehr, als ich von der Buchreihe „Die Grüne Fee“ und der Idee dahinter erfuhr.
Als das Buch „Bruderliebe“ als Wanderbuch angeboten wurde, meldete ich mich sofort dafür an und war sehr gespannt darauf, wie die beiden Autorinnen das Märchen von Rapunzel wohl interpretieren würden.

Die Autorinnen:
Die Autorinnen leben mit ihren Familien in der Nähe von Hildesheim.
Stefanie Heindorf arbeitet als Lehrerin.
„Bruderliebe“ ist ihr erster Roman.
Kathrin Lange veröffentlicht seit 2005 historische Romane.
„Bruderliebe“ ist ihr erstes Werk für den Dryas-Verlag.

Fakten zum Buch:
Das broschierte Taschenbuch erschien im Februar 2013 beim Dryas-Verlag.
Es umfasst 316 Seiten und ist im Buchhandel für 12,95 Euro zu haben.
„Bruderliebe“ ist ein eigenständiger Roman, der zur Buchreihe „Die Grüne Fee“ gehört.

Die Grüne Fee:
„Wann begann die Moderne?
Welche Entwicklungen waren nötig, um von der Dampfmaschine zum Computer zu kommen?
Welche moralischen und gesellschaftlichen Änderungen hat das Voranschreiten der Technik nach sich gezogen?
Aus diesen Fragen heraus ist die Idee zur Roman-Reihe „Die Grüne Fee“ entstanden.
Als „Grüne Fee“ bezeichnet man Absinth, den Wermut-Schnaps, der im 19. Jahrhundert „modern“ war.
Höhenflüge nach seinem Genuss ließen Kunstwerke entstehen oder zerstörten Existenzen, wie man am Beispiel leidenschaftlicher Absinth-Trinker wie Van Gogh, Baudelaire, Hemingway oder Wilde sehen kann.
Diese Doppeldeutigkeit sollte auch in den Romanen der Reihe eingefangen werden.
Spannende Geschichten zeigen Fluch und Segen der Technik und folgen einem Weg, der Ende des 18. Jahrhunderts mit dem Ersten Weltkrieg endet, also das lange 19. Jahrhundert durchzieht.
Die Herausgeberinnen der Reihe sind Marlene Kraus und Kathrin Lange.“

Quelle: Dryas-Verlag

Die Gestaltung des Buches:
Das Cover des Buches ist grün, passend zur Reihe „Die Grüne Fee“.
Die verschiedenen Grüntöne in hellen und dunklen Schattierungen, sowie die verschnörkelten Muster, in welchem der Hintergrund des Covers gehalten ist, erinnern mich an einen Bogen edles, altes Briefpapier oder an eine Wandtapete.
Ganz oben stehen der Name der Buchreihe und darunter die Namen der beiden Autorinnen.
In grünen Großbuchstaben, die farblich sehr gut zum Hintergrund passen, steht darunter der Titel des Buches.
Im Zentrum des Covers sieht man einen alten silbernen Handspiegel, in dessen Innenfläche man eine hübsche junge Frau erblickt.
Ihr Haar ist kunstvoll geflochten, sie trägt Perlenohrringe und ein Kleid, wie es sich für eine Adlige im 19. Jahrhundert gehört.
Ihr Blick ist zur Seite gewandt.
Ich stelle mir vor, dass es sich bei der jungen Frau im Handspiegel um Theresia handelt.
Unter dem Handspiegel sieht man eine kleine Zeichnung einer Burg und der Ländereien drum herum.
Mir gefällt das Cover sehr gut.
Es passt gut zur Geschichte und zu dem Buch selbst, welches Geschichte und Märchen zu einem einzigartigen Ganzen vereint.

Der Verlag über das Buch:
Norddeutschland, Anfang des 19. Jahrhunderts.
Gegen den Willen ihrer Stiefmutter Henriette verlieben sich die behütete Theresia aus adligem Hause und der bürgerliche Sebastian ineinander.
Doch Theresias und Sebastians Vergangenheit verbindet ein dunkles Geheimnis.
Als es ans Licht kommt, wendet sich Sebastian von Theresia ab.
Keiner der Beiden ahnt, dass sie Opfer einer Intrige sind.
Denn nicht nur Henriette setzt alles daran, sie auseinanderzubringen…
„Bruderliebe“ erzählt das Märchen von Rapunzel neu – als düster-spannenden historischen Roman um Intrigen, Zweifel und Mord.

Die Geschichte und meine Meinung dazu:
 „Bruderliebe“ spielt laut den Autorinnen in einer Zeit zwischen den Zeiten.
Einer fiktiven Zeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts, irgendwann zwischen den Veröffentlichungen der Gebrüder Grimm und dem Tod Napoleons.
Ich war sehr gespannt, was mich für ein Roman erwartet und begann, den traurigen Prolog zu lesen, der mich auf die Geschichte einstimmte.
Es ist ein trauriger Tag, an dem die Totenglocke zwei Mal läutet.
Der Burgherr, ein junger Baron muss an diesem Tag seine Frau und seinen neugeborenen Sohn zu Grabe tragen.
In dieser schweren Stunde steht ihm der Kaplan Häusler bei, der ihm und seiner Familie auch später noch gute Dienste leisten wird.
Nach diesem kurzen Ausflug in die Vergangenheit beginnt das erste Kapitel, wie die anderen Kapitel danach mit einem dazu passenden Zitat aus „Rapunzel“.
Theresia von Rotenburg lebt mit ihrer Stiefmutter Henriette von Rotenburg und ihrem Vater Konrad von Rotenburg auf der Trendelburg in Nordhessen, die auch „Rapunzelburg“ genannt wird.
Theresia hat ihr bisheriges Leben fernab von der Gesellschaft verbracht und kennt das gesellschaftliche Leben nur aus den zahlreichen lebhaften Erzählungen ihrer Stiefmutter und ihrer jungen Zofe Marie.
Achtzehn Jahre lang kannte sie nur die Burg des Vaters und durfte noch nicht einmal im angrenzenden Park spazieren gehen.
Ihr Leben drehte sich um den Alltag auf der Burg, die Bediensteten, die Bibliothek des Vaters und die Mußestunden mit der Stiefmutter.
Diese kam in regelmäßigen Abständen mittels eines geheimen Klopfzeichens zu Theresia ins Zimmer, wo sie dann mit ihr redete und ihr mit einer Bürste das schöne, hüftlange blonde Haar bürstete.
Bei diesen Gesprächen schilderte die Stiefmutter gesellschaftliche Ereignisse wie einen bevorstehenden Ball in den buntesten Farben und Theresia kam schier um vor Sehnsucht, endlich die Welt um sie herum zu erkunden.
Konrad von Rotenburg kann seiner Tochter keinen Wunsch abschlagen und so ergriff diese die Chance für mehr Freiraum beim Schopf und bat ihren Vater darum, ihn und die Stiefmutter bei einem Besuch des Gottesdienstes in der Kirche am Karfreitag zu begleiten.
Dieser ließ sich erweichen und obwohl seine Frau vor Zorn darüber nur so sprühte, ließ er sich davon nicht wieder abbringen.
So kam es wie es kommen musste.
Die Stiefmutter hatte Theresia all die Jahre erfolgreich von allen Männern abgeschirmt, doch bei dem Kirchenbesuch zog die hübsche junge Frau natürlich alle Blicke auf sich.
Viele Damen ihres Standes waren in Theresias Alter schon verheiratet und sie durfte noch nicht ein Mal debütieren.
Staunend sog sie all die neuen Eindrücke in sich auf und die Männerwelt verzehrte sich nach der jungen Frau, die ihr so viele Jahre vorenthalten worden war, wie eine exotische Frucht.
Ein junger Mann war besonders fordernd und Theresia empfand seine Blicke geradezu als Demütigung.
Ein Anderer jedoch, der wundervolle grüne Augen hatte,  erregte ihre Aufmerksamkeit und ging ihr nicht wieder aus dem Kopf.
Die ungleichen Männer waren beide die Söhne von Heinrich Langenthal.
Der forsche Ludwig, der sich nahm was er wollte und der prinzipientreue Sebastian, der die Frauenwelt vor seinem Bruder schützen wollte, da er wusste, welch schlechten Charakter er hat.
Heinrich Langenthal war ein Bürgerlicher, der reicher sein sollte als Theresias Vater.
Seine Söhne wären also eine gute Partie für Theresia und den finanziell angeschlagenen Baron.
Davon möchte Henriette jedoch nichts wissen und so versucht sie zunächst erfolglos mit allen Mitteln Theresia von Sebastian fernzuhalten.
Sebastian und Theresia lieben einander heiß und innig und finden Mittel und Wege sich heimlich zu treffen, was nicht ohne Folgen bleibt.
Als Henriette dahinter kommt, schmiedet sie mit Hilfe von Ludwig, der noch immer nach Theresia giert und außer sich vor Zorn ist, dass sie seinem Bruder schöne Augen macht einen Plan, nicht wissend, welches Unheil sie damit heraufbeschwört.
Hat das junge Paar noch eine Chance?

Mein Fazit:
„Bruderliebe“ ist ein Buch, welches mich so richtig gefesselt hat.
Geschickt verbinden die beiden Autorinnen das Märchen von „Rapunzel“ mit historischen Elementen zu einer mitreißenden Geschichte voller Verrat, Lügen, einer zarten Liebe und dem Tod.
Wie im richtigen Märchen gab es in „Bruderliebe“ die Guten und die Bösen und es war schon von Anfang an klar, wer zu welcher Kategorie gehörte.
Die Autorinnen haben die fiktive Zeit in der Theresia lebte sehr gut beschrieben.
Ich konnte mir Theresias Umfeld, die Burg und die gesellschaftlichen Gepflogenheiten lebhaft vorstellen.
Theresia lebte zu einer Zeit, in welcher die Eltern noch gesiezt wurden.
Sie sprach ihre Stiefmutter mit Maman an und wurde selbst mit Mademoiselle angesprochen.
Überhaupt kamen einige französische Ausdrücke in dem Buch vor, die auf den hinteren Seiten nachgeschlagen werden konnten.
Sehr passend waren auch die einzelnen Märchenzitate zu Beginn eines jeden Kapitels, die dem historischen Roman einen märchenhaften Charakter verliehen.
Ich fand es sehr schön, dass man zwar einige Parallelen zu dem Märchen „Rapunzel“ ziehen konnte, aber „Bruderliebe“ an sich jedoch eine ganz eigene, historisch eingebettete Geschichte war.
Sehr gut fand ich auch die Beschreibungen der Gefühle und der Gesichtsausdrücke der einzelnen Charaktere, welche mir besonders bei Henriette sehr eindrücklich in Erinnerung geblieben sind.
Die Geschichte baute sich langsam auf und wurde dann Seite um Seite spannender.
Theresias Welt zog mich in ihren Bann.
Theresia ist den Umständen entsprechend ziemlich unwissend und unbedarft, da sie ja nichts anderes kennt.
Sie tut alles, um nicht den Unmut der Stiefmutter auf sich zu ziehen und verschanzt sich in ihrem Turmzimmer im Gartenhäuschen der Burg.
Ich konnte mir kaum vorstellen, wie ein so junges Mädchen es so lange in den engen Grenzen der Burg ausgehalten haben kann.
Zu Beginn konnte ich verstehen, warum Henriette ihre Stieftochter um jeden Preis von der Männerwelt fernhalten wollte.
Immer wieder fiel der Name Graf von Vellmar und ich fragte mich, was es mit diesem auf sich hatte.
Im späteren Verlauf der Geschichte wurde Henriette mir immer unsympathischer und ich hoffte sehr, dass ihr unheilvoller Plan vereitelt und durchschaut werden würde.
Die Zofe Marie tat mir leid.
Sie musste viel erdulden und sich am Ende sogar von ihrer Herrin abwenden, um nicht selbst zu Schaden zu kommen.
Es war schön zu lesen, wie Theresia die Kirche und den Park erkundet und nach und nach auch das andere Geschlecht kennen lernt.
Die zarte Liebe zwischen ihr und Sebastian wurde überschattet von Henriettes Lügen und ihrer Verschwörung, sowie von Ludwigs finsteren Plänen.
Atemlos verfolgte ich, wie Ludwig und Henriette ihre Lügen in die Welt hinaus trugen, was dazu führte, dass Sebastian sich von Henriette abwandte.
Die Ereignisse überschlugen sich und ich musste unbedingt weiterlesen um zu erfahren, ob die Geschichte ein gutes Ende haben würde.
Ludwig bildete den perfekten Gegenpol zu Sebastian.
Er war gierig, hinterlistig und verlogen und wusste geschickt, seine wahren Absichten zu verbergen.
Die Person des Friedrich Clemens Gerke, der im Buch von allen nur Clemens genannt wurde, war die Einzige wirklich historische Person des Romans.
Der Pionier der Telegrafie spielte in dem Buch eine tragende Rolle und seine Beschreibung war mir sehr sympathisch.
Er war nicht nur ein eifriger Student der Optik, sondern auch ein treuer Freund, auf den Theresia sich verlassen konnte.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich werde sowohl weitere Bücher der beiden Autorinnen, als auch weitere Bücher aus der Reihe „Die Grüne Fee“ lesen.


Viel Spaß beim Lesen wünscht Aletheia


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