Meine Rezension zu "Bruderliebe" von Stefanie Heindorf und Kathrin Lange
Die Einleitung:
Schon als Kind habe
ich Märchen geliebt und diese Liebe blieb bis heute erhalten.
Außerdem lese ich sehr
gerne historische Romane.
Ich mag es, in längst vergangene
Zeiten einzutauchen, mir vorzustellen, wie die Menschen damals gelebt haben,
wie die Gesellschaft damals strukturiert war und wie weit die Technik und die
Wissenschaften fortgeschritten waren.
Daher freute ich mich
sehr, als ich von der Buchreihe „Die Grüne Fee“ und der Idee dahinter erfuhr.
Als das Buch „Bruderliebe“
als Wanderbuch angeboten wurde, meldete ich mich sofort dafür an und war sehr gespannt
darauf, wie die beiden Autorinnen das Märchen von Rapunzel wohl interpretieren würden.
Die Autorinnen:
Die Autorinnen leben
mit ihren Familien in der Nähe von Hildesheim.
Stefanie Heindorf
arbeitet als Lehrerin.
„Bruderliebe“ ist ihr
erster Roman.
Kathrin Lange
veröffentlicht seit 2005 historische Romane.
„Bruderliebe“ ist ihr
erstes Werk für den Dryas-Verlag.
Fakten zum Buch:
Das broschierte
Taschenbuch erschien im Februar 2013 beim Dryas-Verlag.
Es umfasst 316 Seiten
und ist im Buchhandel für 12,95 Euro zu haben.
„Bruderliebe“ ist ein
eigenständiger Roman, der zur Buchreihe „Die Grüne Fee“ gehört.
Die Grüne Fee:
„Wann begann die
Moderne?
Welche Entwicklungen
waren nötig, um von der Dampfmaschine zum Computer zu kommen?
Welche moralischen und
gesellschaftlichen Änderungen hat das Voranschreiten der Technik nach sich
gezogen?
Aus diesen Fragen
heraus ist die Idee zur Roman-Reihe „Die Grüne Fee“ entstanden.
Als „Grüne Fee“
bezeichnet man Absinth, den Wermut-Schnaps, der im 19. Jahrhundert „modern“
war.
Höhenflüge nach seinem
Genuss ließen Kunstwerke entstehen oder zerstörten Existenzen, wie man am
Beispiel leidenschaftlicher Absinth-Trinker wie Van Gogh, Baudelaire, Hemingway
oder Wilde sehen kann.
Diese Doppeldeutigkeit
sollte auch in den Romanen der Reihe eingefangen werden.
Spannende Geschichten
zeigen Fluch und Segen der Technik und folgen einem Weg, der Ende des 18.
Jahrhunderts mit dem Ersten Weltkrieg endet, also das lange 19. Jahrhundert
durchzieht.
Die Herausgeberinnen
der Reihe sind Marlene Kraus und Kathrin Lange.“
Quelle: Dryas-Verlag
Die Gestaltung des
Buches:
Das Cover des Buches
ist grün, passend zur Reihe „Die Grüne Fee“.
Die verschiedenen
Grüntöne in hellen und dunklen Schattierungen, sowie die verschnörkelten
Muster, in welchem der Hintergrund des Covers gehalten ist, erinnern mich an
einen Bogen edles, altes Briefpapier oder an eine Wandtapete.
Ganz oben stehen der
Name der Buchreihe und darunter die Namen der beiden Autorinnen.
In grünen
Großbuchstaben, die farblich sehr gut zum Hintergrund passen, steht darunter
der Titel des Buches.
Im Zentrum des Covers
sieht man einen alten silbernen Handspiegel, in dessen Innenfläche man eine
hübsche junge Frau erblickt.
Ihr Haar ist kunstvoll
geflochten, sie trägt Perlenohrringe und ein Kleid, wie es sich für eine Adlige
im 19. Jahrhundert gehört.
Ihr Blick ist zur
Seite gewandt.
Ich stelle mir vor,
dass es sich bei der jungen Frau im Handspiegel um Theresia handelt.
Unter dem Handspiegel
sieht man eine kleine Zeichnung einer Burg und der Ländereien drum herum.
Mir gefällt das Cover
sehr gut.
Es passt gut zur
Geschichte und zu dem Buch selbst, welches Geschichte und Märchen zu einem
einzigartigen Ganzen vereint.
Der Verlag über das
Buch:
Norddeutschland,
Anfang des 19. Jahrhunderts.
Gegen den Willen ihrer
Stiefmutter Henriette verlieben sich die behütete Theresia aus adligem Hause und
der bürgerliche Sebastian ineinander.
Doch Theresias und
Sebastians Vergangenheit verbindet ein dunkles Geheimnis.
Als es ans Licht
kommt, wendet sich Sebastian von Theresia ab.
Keiner der Beiden
ahnt, dass sie Opfer einer Intrige sind.
Denn nicht nur
Henriette setzt alles daran, sie auseinanderzubringen…
„Bruderliebe“ erzählt
das Märchen von Rapunzel neu – als düster-spannenden historischen Roman um
Intrigen, Zweifel und Mord.
Die Geschichte und
meine Meinung dazu:
„Bruderliebe“ spielt laut den Autorinnen in
einer Zeit zwischen den Zeiten.
Einer fiktiven Zeit zu
Beginn des 19. Jahrhunderts, irgendwann zwischen den Veröffentlichungen der
Gebrüder Grimm und dem Tod Napoleons.
Ich war sehr gespannt,
was mich für ein Roman erwartet und begann, den traurigen Prolog zu lesen, der
mich auf die Geschichte einstimmte.
Es ist ein trauriger
Tag, an dem die Totenglocke zwei Mal läutet.
Der Burgherr, ein
junger Baron muss an diesem Tag seine Frau und seinen neugeborenen Sohn zu
Grabe tragen.
In dieser schweren
Stunde steht ihm der Kaplan Häusler bei, der ihm und seiner Familie auch später
noch gute Dienste leisten wird.
Nach diesem kurzen
Ausflug in die Vergangenheit beginnt das erste Kapitel, wie die anderen Kapitel
danach mit einem dazu passenden Zitat aus „Rapunzel“.
Theresia von Rotenburg
lebt mit ihrer Stiefmutter Henriette von Rotenburg und ihrem Vater Konrad von
Rotenburg auf der Trendelburg in Nordhessen, die auch „Rapunzelburg“ genannt
wird.
Theresia hat ihr
bisheriges Leben fernab von der Gesellschaft verbracht und kennt das
gesellschaftliche Leben nur aus den zahlreichen lebhaften Erzählungen ihrer
Stiefmutter und ihrer jungen Zofe Marie.
Achtzehn Jahre lang
kannte sie nur die Burg des Vaters und durfte noch nicht einmal im angrenzenden
Park spazieren gehen.
Ihr Leben drehte sich
um den Alltag auf der Burg, die Bediensteten, die Bibliothek des Vaters und die
Mußestunden mit der Stiefmutter.
Diese kam in
regelmäßigen Abständen mittels eines geheimen Klopfzeichens zu Theresia ins
Zimmer, wo sie dann mit ihr redete und ihr mit einer Bürste das schöne,
hüftlange blonde Haar bürstete.
Bei diesen Gesprächen
schilderte die Stiefmutter gesellschaftliche Ereignisse wie einen
bevorstehenden Ball in den buntesten Farben und Theresia kam schier um vor
Sehnsucht, endlich die Welt um sie herum zu erkunden.
Konrad von Rotenburg
kann seiner Tochter keinen Wunsch abschlagen und so ergriff diese die Chance
für mehr Freiraum beim Schopf und bat ihren Vater darum, ihn und die
Stiefmutter bei einem Besuch des Gottesdienstes in der Kirche am Karfreitag zu
begleiten.
Dieser ließ sich
erweichen und obwohl seine Frau vor Zorn darüber nur so sprühte, ließ er sich
davon nicht wieder abbringen.
So kam es wie es
kommen musste.
Die Stiefmutter hatte
Theresia all die Jahre erfolgreich von allen Männern abgeschirmt, doch bei dem
Kirchenbesuch zog die hübsche junge Frau natürlich alle Blicke auf sich.
Viele Damen ihres
Standes waren in Theresias Alter schon verheiratet und sie durfte noch nicht
ein Mal debütieren.
Staunend sog sie all
die neuen Eindrücke in sich auf und die Männerwelt verzehrte sich nach der jungen
Frau, die ihr so viele Jahre vorenthalten worden war, wie eine exotische
Frucht.
Ein junger Mann war
besonders fordernd und Theresia empfand seine Blicke geradezu als Demütigung.
Ein Anderer jedoch,
der wundervolle grüne Augen hatte, erregte ihre Aufmerksamkeit und ging ihr nicht
wieder aus dem Kopf.
Die ungleichen Männer waren
beide die Söhne von Heinrich Langenthal.
Der forsche Ludwig,
der sich nahm was er wollte und der prinzipientreue Sebastian, der die
Frauenwelt vor seinem Bruder schützen wollte, da er wusste, welch schlechten
Charakter er hat.
Heinrich Langenthal
war ein Bürgerlicher, der reicher sein sollte als Theresias Vater.
Seine Söhne wären also
eine gute Partie für Theresia und den finanziell angeschlagenen Baron.
Davon möchte Henriette
jedoch nichts wissen und so versucht sie zunächst erfolglos mit allen Mitteln
Theresia von Sebastian fernzuhalten.
Sebastian und Theresia
lieben einander heiß und innig und finden Mittel und Wege sich heimlich zu
treffen, was nicht ohne Folgen bleibt.
Als Henriette dahinter
kommt, schmiedet sie mit Hilfe von Ludwig, der noch immer nach Theresia giert
und außer sich vor Zorn ist, dass sie seinem Bruder schöne Augen macht einen
Plan, nicht wissend, welches Unheil sie damit heraufbeschwört.
Hat das junge Paar
noch eine Chance?
Mein Fazit:
„Bruderliebe“ ist ein Buch, welches mich so richtig
gefesselt hat.
Geschickt verbinden die beiden Autorinnen das Märchen
von „Rapunzel“ mit historischen Elementen zu einer mitreißenden Geschichte
voller Verrat, Lügen, einer zarten Liebe und dem Tod.
Wie im richtigen Märchen gab es in „Bruderliebe“ die
Guten und die Bösen und es war schon von Anfang an klar, wer zu welcher
Kategorie gehörte.
Die Autorinnen haben die fiktive Zeit in der Theresia
lebte sehr gut beschrieben.
Ich konnte mir Theresias Umfeld, die Burg und die
gesellschaftlichen Gepflogenheiten lebhaft vorstellen.
Theresia lebte zu einer Zeit, in welcher die Eltern
noch gesiezt wurden.
Sie sprach ihre Stiefmutter mit Maman an und wurde
selbst mit Mademoiselle angesprochen.
Überhaupt kamen einige französische Ausdrücke in dem
Buch vor, die auf den hinteren Seiten nachgeschlagen werden konnten.
Sehr passend waren auch die einzelnen Märchenzitate zu
Beginn eines jeden Kapitels, die dem historischen Roman einen märchenhaften
Charakter verliehen.
Ich fand es sehr schön, dass man zwar einige
Parallelen zu dem Märchen „Rapunzel“ ziehen konnte, aber „Bruderliebe“ an sich jedoch
eine ganz eigene, historisch eingebettete Geschichte war.
Sehr gut fand ich auch die Beschreibungen der Gefühle
und der Gesichtsausdrücke der einzelnen Charaktere, welche mir besonders bei Henriette
sehr eindrücklich in Erinnerung geblieben sind.
Die Geschichte baute sich langsam auf und wurde dann
Seite um Seite spannender.
Theresias Welt zog mich in ihren Bann.
Theresia ist den Umständen entsprechend ziemlich
unwissend und unbedarft, da sie ja nichts anderes kennt.
Sie tut alles, um nicht den Unmut der Stiefmutter auf
sich zu ziehen und verschanzt sich in ihrem Turmzimmer im Gartenhäuschen der
Burg.
Ich konnte mir kaum vorstellen, wie ein so junges
Mädchen es so lange in den engen Grenzen der Burg ausgehalten haben kann.
Zu Beginn konnte ich verstehen, warum Henriette ihre
Stieftochter um jeden Preis von der Männerwelt fernhalten wollte.
Immer wieder fiel der Name Graf von Vellmar und ich fragte
mich, was es mit diesem auf sich hatte.
Im späteren Verlauf der Geschichte wurde Henriette mir
immer unsympathischer und ich hoffte sehr, dass ihr unheilvoller Plan vereitelt
und durchschaut werden würde.
Die Zofe Marie tat mir leid.
Sie musste viel erdulden und sich am Ende sogar von
ihrer Herrin abwenden, um nicht selbst zu Schaden zu kommen.
Es war schön zu lesen, wie Theresia die Kirche und den
Park erkundet und nach und nach auch das andere Geschlecht kennen lernt.
Die zarte Liebe zwischen ihr und Sebastian wurde
überschattet von Henriettes Lügen und ihrer Verschwörung, sowie von Ludwigs
finsteren Plänen.
Atemlos verfolgte ich, wie Ludwig und Henriette ihre
Lügen in die Welt hinaus trugen, was dazu führte, dass Sebastian sich von Henriette
abwandte.
Die Ereignisse überschlugen sich und ich musste
unbedingt weiterlesen um zu erfahren, ob die Geschichte ein gutes Ende haben
würde.
Ludwig bildete den perfekten Gegenpol zu Sebastian.
Er war gierig, hinterlistig und verlogen und wusste
geschickt, seine wahren Absichten zu verbergen.
Die Person des Friedrich Clemens Gerke, der im Buch
von allen nur Clemens genannt wurde, war die Einzige wirklich historische
Person des Romans.
Der Pionier der Telegrafie spielte in dem Buch eine
tragende Rolle und seine Beschreibung war mir sehr sympathisch.
Er war nicht nur ein eifriger Student der Optik,
sondern auch ein treuer Freund, auf den Theresia sich verlassen konnte.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich werde
sowohl weitere Bücher der beiden Autorinnen, als auch weitere Bücher aus der Reihe
„Die Grüne Fee“ lesen.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Aletheia
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