Dienstag, 2. April 2013

Freundschaft

Seit ich denken kann, waren Freundschaften für mich immer ein schwieriges Thema.
Freundinnen aus Sandkastenzeiten habe ich keine mehr und die aus der Grundschule auch nicht.
Zu oft wurde ich belogen oder für die Zwecke der sogenannten Freundinnen benutzt.
Auf dem Gymnasium war ich mehr oder weniger die Exotin.
Meine Eltern waren nicht reich, ich trug keine Markenklamotten und überhaupt passte ich so garnicht in die bestehenden Cliquen.
Mein Wechsel zur Realschule war was Freundschaften angeht das Beste, was mir passieren konnte.
Ich fand ein paar falsche Freundinnen, einen besten Freund, zu dem ich leider schon lange keine Kontakt mehr habe und der mehr als nur freundschaftliche Gefühle für mich hegte und zwei beste Freundinnen, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten.
Die eine Freundin machte sich nichts aus Make-up, Alkohol etc.
Sie war eine wunderbare Gesprächspartnerin, mit der man stundenlang über Gott und die Welt philosophieren und viel Spaß haben konnte.
Leider haben sich ihre Eltern getrennt und dadurch kam es zu mehreren Umzügen.
Wir haben uns ein Mal besucht und auch mal hier getroffen, doch inzwischen haben wir keinen Kontakt mehr.
Aus dem Mädchen, dass keinen Alkohol, keine Schminke und keine Drogen mochte, ist eine wilde, unabhängige junge Frau geworden, die glaube ich so ziemlich alles ausprobiert hat, was möglich ist und als Gerichtsmedizinerin arbeitet.
Ich habe mich oft vor solchen Freundinnen geschämt, weil ich in meinen Augen "nur" Erzieherin bin, zugenommen habe und immernoch im selben Ort wohne, ohne zu merken, dass es ihnen gar nichts ausmachen würde.
Meine andere Freundin hat viel durchmachen müssen in ihrem Leben und wir haben viel gemeinsam erlebt.
Sie war das Gegenteil von mir.
Flippig, probierte alles aus, hatte einen Freund nach dem anderen und lebte jeden Tag, als ob es ihr letzter wäre.
Nach der Schulzeit sahen wir uns noch häufig, bis sie schließlich den Kontakt abbrach und sich nicht meldete.
Durch ihr Baby haben wir wieder zueinander gefunden und ich finde unsere Freundschaft so wie sie jetzt ist viel besser als zuvor.
Wir sind spontaner, offener zueinander und man merkt einfach, dass wir beide nun auch etwas reifer sind.
Eine andere Freundin habe ich im Fitnessstudio kennengelernt, zu einer Zeit, als ich gerade wie besessen trainierte um noch mehr abzunehmen.
Sie bewunderte meine Kondition und sprach mich an.
Nach einem Jahr Funkstille brach eine E-Mail das Eis und wir treffen uns inzwischen regelmäßig.
Sie hat eine kleine Tochter, die in den Kindergarten geht und ziemlich flink ist, weshalb wir uns oft bei ihr daheim oder auf dem Spielplatz treffen.
Ein Cafebesuch wäre nicht möglich, da wäre die Kleine auf und davon :-)
Dann gibt es da noch eine ehemalige Kollegin, die locker meine Mutter sein könnte und mit der ich sechs Jahre lang die gleiche Schicht geteilt habe.
Trotz unseres Alterunterschieds könnten wir Schwestern sein, da wir uns einfach zu ähnlich sind.
Wir haben ähnliche Ansichten und ein gemeinsames Laster: Das Essen.
Wir möchten gemeinsam trainieren gehn, aber erst, wenn sie beim Arzt war, um abchecken zu lassen, wie gesund und belastbar sie ist.
Unsere Treffen sind nicht oft, aber es ist jedes Mal so, als hätten wir uns erst gestern gesehn.
Eine andere Freundin habe ich über das Internet über unser gemeinsames Interesse am Hexentum kennengelernt.
Wir haben uns schon oft gegenseitig besucht und treffen uns regelmäßig in Stuttgart, um dort die Bücherei zu besuchen, essen zu gehen und zu quatschen.
Diese Freundin reist sehr viel um die halbe Welt, hat eine eigene Wohnung und hat viel zu erzählen.
Ich mag ihre ruhige Art und die Tatsache, dass sie für mich da ist, wenn ich Hilfe brauche.
Gemeinsam haben wir schon so manche Museumsausstellung erkundet und ich freue mich sehr, dass sie nun endlich den Partner gefunden hat, mit dem sie das auch machen kann.
Dann gibt es da noch eine Freundin, die ich auch über das Internet kennen gelernt habe.
Wer von uns beiden den Kontakt zur anderen aufgenommen hat, weiß ich schon garnicht mehr.
Ich weiß nur, dass ich furchtbar Angst vor dem ersten echten Treffen hatte, weil ich nicht wusste, ob mich eine Psychopathin oder ähnliches erwarten würde.
Ich hatte zuvor schon schlechte Erfahrungen gemacht und war dementsprechend vorsichtig.
Umso erleichterter war ich, eine weltoffene junge Frau vor mir zu haben, die mir neue Orte und Läden zeigte, mir neue Gedankengänge näher brachte und mit der ich über das Hexentum, Spiritualität und viele andere Themen reden konnte.
Endlich eine Gleichgesinnte, auch wenn wir uns in Vielem unterschieden.
Ich hatte das Gefühl, nicht viele Worte zu brauchen und trotzdem verstanden zu werden.
Der Großteil meiner anderen Freundinnen konnte mit Gott und Göttin, Naturreligiosität und solchen Themen nicht viel anfangen.
Gemeinsam erkundeten wir die Stadt, gingen indisch essen oder in ein vegetarisches Lokal und quatschten über alles mögliche.
Ich mag ihre kritische, direkte Art und ihre Vielschichtigkeit.
Sie ist keine Freundin, die ich anrufen würde, wenn ich gerade mit den Nerven am Ende bin und auch niemand, den ich um Hilfe bitten würde, wenn ich welche brauche und trotzdem schätze ich sie sehr.
Unsere Treffen rissen mich jedes Mal ein wenig aus dem Alltagstrott.
Ich kam raus in die Natur und musste nicht immer nur über den Kindergarten sprechen, sondern konnte auch neue Gedankengänge teilen etc.
Freundschaft bedeutet für mich, für einander da zu sein.
Es tut mir furchtbar leid, dass ich für eine Freundin nicht da war, als ihr Vater starb und manchmal gab es auch Freundinnen, die ihren Kummer lieber mit sich selbst ausmachen wollten.
Ich habe viele eigene Probleme, aber ich habe immer ein offenes Ohr, wenn jemand meine Hilfe brauch und das schätzen meine Freundinnen an mir.
Freundschaft ist für mich ein Geben und Nehmen und sollte niemals einseitig sein.
Damit meine ich, dass beide einander zuhören, füreinander da sind, man sich nicht immer nur bei einer Person trifft, sondern einen Mittelweg findet, sich kleine Geschenke macht etc.

1 Kommentar:

Katta hat gesagt…

Absolut klasse, mag ich. Von den ganzen Eindrücken bin ich schon beinahe sprachlos. Wunderbarer Blog, mehr kann ich dazu gar nicht sagen!

Allerliebste Grüße,
HOLYKATTA