Meine Rezension zu "Das Flüstern der Ahnen" von Varuna Holzapfel
Die
Einleitung:
„Das
Flüstern der Ahnen“ habe ich im Rahmen einer Wanderbuchrunde gelesen.
Bei dem
Buch sprachen mich das geheimnisvolle Cover und der Klappentext sehr an und mir
war klar, dass ich das Buch unbedingt lesen muss.
Die
Autorin:
Die
Diplom-Pädagogin Varuna Holzapfel wurde 1968 in Hagen geboren und war schon als
Grundschulkind eine richtige Leseratte.
Nach
Sachbüchern über das Hexentum, keltische Jahreskreisfeste und Santeria hat sie
mit „Das Flüstern der Ahnen“ ihren ersten historischen Roman geschrieben.
Wer mehr
über die Autorin wissen möchte, wird zum Beispiel auf ihrer Homepage www.varunaholzapfel.de und
auf www.buch-ist-mehr.de/PWA/autoren/varuna-holzapfel/ fündig.
Die
Autorin bloggt auf www.varunaholzapfel.blogspot.de/.
Unter www.buch-ist-mehr.de/PWA/interviews/9-fragen-varuna-holzapfel/ gibt
es ein kleines Interview mit ihr.
Fakten
zum Buch:
Das
Taschenbuch mit Kunststoffeinband erschien am 8. Februar 2016 beim Verlag 3.0.
Es umfasst
280 Seiten und ist für 14,50 Euro zu haben.
Das Buch
ist außerdem als E-Book erhältlich.
Eine
Leseprobe gibt es unter www.buch-ist-mehr.de/PWA/leseproben/eine-handtrommel-eine-handvoll-kraeuter-und-ein-kleiner-kessel/
Der
Klappentext:
„Alruna, deren Geburt ein mystisches
Geheimnis umgibt, wächst gut behütet im Haushalt ihres Großvaters, dem
Häuptling eines kleinen Dorfes, auf.
Das ruhige Leben in einem Dorf, eingebettet
in die traditionellen Rituale einer Stammeskultur bestimmt ihren Alltag, doch
das Vorrücken der römischen
Fremdherrschaft und die damit verbundene Uneinigkeit unter den Stämmen,
lässt ihr Leben aus dem Gleichgewicht geraten.
Alruna muss fliehen, erfährt zuvor aber noch
das Geheimnis ihrer Herkunft und wird einer weisen Frau in einem weit
entfernten Nachbardorf in Obhut gegeben, die sie aufzieht und sie in Heilkunde
und schamanischen Praktiken unterweist.
Eines Tages findet Alruna den
schwerverletzten Lucius, der als Legionär an der Varusschlacht teilgenommen
hatte und nun sein Gedächtnis verloren hat.
Da Lucius sich nicht mehr an die Schlacht
erinnern kann und in Arminius weiterhin einen Verbündeten sieht, gewährt ihm
dieser Gastfreundschaft.
Alruna pflegt den Verletzten gesund und beide
kommen einander näher.
Doch eines Tages erfährt Lucius vom Verrat
des Arminius an Varus und flieht.
Auf Umwegen führt ihn diese Reise schließlich
über Augusta Treverorum (das alte Trier), bis zurück nach Rom.
Alruna bleibt allein zurück…
Welches Schicksal haben die Nornen den beiden
bestimmt?“
Die
Gestaltung des Buches:
Das Cover
des Buches hat mich sofort angesprochen und neugierig gemacht.
Es ist
Nacht.
Die kahlen
Umrisse der Tannen im Wald werden durch einen vollen Mond erhellt.
Eine
schlanke Frau mit langem glattem Haar, welches im Mondlicht blausilbern glänzt, trägt ein zartes Gewand mit einem
durchscheinenden Umhang.
Ihre Arme
sind kunstvoll mit Leder und anderen Stoffen umwickelt.
Sie wirkt
anmutig, stolz, wie eine Kriegerin, aber auch geheimnisvoll.
In der
Hand hält sie eine schamanische Trommel.
Sie
gleitet auf einem schmalen, kunstvoll geschnitzten Kanu sanft über den
nebelverhangenen Fluss, der sich durch die Bewegung des Kanus sanft kräuselt.
Der Bug
des Kanus stellt den Kopf eines Reihers dar.
Er trägt eine
kleine Laterne im Schnabel.
Wer ist
diese Frau und wohin führt sie ihre Reise?
Und welche
Bedeutung hat der Reiher in der germanischen Mythologie und dem Schamanismus?
Die
dunklen Farbtöne des Covers passen sehr gut zu diesem Bild.
Als sehr
stimmig empfinde ich auch den goldgelben Rahmen mit keltischen Knoten an jeder
Ecke und die antik wirkende Schriftart, welche für den Buchtitel gewählt
wurde.
Die
Geschichte mit meinen Worten:
Wir
schreiben das Jahr 9 nach Christus.
Während
ein kalter Sturm übers römische Reich peitscht, liegt eine Frau in den Wehen.
Es ist
nicht ihre erste Geburt, doch diese ist anders als alle anderen zuvor, das
spürt sie.
In jener
schicksalhaften Nacht wird Lucius geboren, welcher im späteren Verlauf des
Buches eine tragende Rolle spielen wird.
Zur
gleichen Zeit, an einem anderen Ort kämpfen die Germanen mit einem kalten
Winter.
Die
schlechte Ernte führt zu Hungertoden und so muss so mancher seine Lieben vor
der Zeit zu Grabe tragen.
Als wäre
das Leben nicht schon schwer genug, besetzen auch noch die Römer nach und nach
ihr Land.
Plünderungen
und Sklaverei stehen an der Tagesordnung und so mancher Häuptling sieht seinen
Vorteil darin, den Römern nachzueifern.
In diesen
unruhigen Zeiten, in denen zwischen Freund und Feind schwer zu unterscheiden
ist, wächst Alruna bei ihrem Großvater Thorbald, ihrer Großmutter Irmingard und
ihrer Mutter Heidruna auf.
Ein großes
Geheimnis liegt über ihrer wahren Herkunft.
Als sie
endlich eine Antwort auf die Frage wer ihr Vater ist erhält, schlägt das
Schicksal gnadenlos zu.
Außer sich
vor Trauer irrt sie umher, bis sie in einem Nachbardorf Zuflucht findet und
dort ihr Wissen um die Heilkunde vertieft.
Das Leben
hat sie gezeichnet und ihr ist kein leichter Weg bestimmt.
Doch
Alruna ist eine Kämpferin und so lassen die Nornen sie schließlich den Weg des
verletzten Lucius kreuzen.
Von
schweren Zweifeln gebeutelt ist er geradewegs in die Arme der Legion
geflüchtet, wo er zum ersten Mal in seinem Leben etwas Anderes als den
behüteten Alltag eines mündigen römischen Bürgers erfährt.
Die
Varusschlacht bringt Tod und Leid, aber auch das Vergessen über ihn und so
lässt er sich unwissend von Alruna am Hof des Arminius gesund pflegen.
Zwischen
den Beiden entspinnt sich eine zarte Liebe, die sie über alle Grenzen hinweg
miteinander verbindet.
Wird sie
den Verrat Arminius und Alrunas Schweigen überstehen?
Außer sich
vor blindem Zorn irrt Lucius umher.
Welches
Schicksal haben ihm die Parzen bestimmt?
Werden er
und Alruna einander jemals wiederfinden?
Mein
Fazit:
„Das
Flüstern der Ahnen“ ist ein beeindruckender Debütroman, dessen Ende mich auf
eine Fortsetzung hoffen lässt.
Varuna
Holzapfel vereint in ihm gekonnt historische Elemente mit Brauchtum,
Götterglaube, Schamanismus und Heilkunde.
Aber auch
die Freundschaft und die Liebe in all ihren Facetten kommen hier nicht zu kurz
und ein Hauch von Magie liegt in der Luft.
Die
Autorin hat ein Gespür dafür, die Atmosphäre in der Natur während eines Sturms
oder einer besonderen Begegnung im Wald einzufangen, was sicher auch ihrer
großen Liebe zur Natur geschuldet ist.
Es ist ihr
sehr gut gelungen, die Gegensätze und Gemeinsamkeiten der Römer und Germanen in
ihrem Buch in die Geschichte eingebettet zu verdeutlichen.
So erfuhr
ich beim Lesen zum Beispiel, wie unterschiedlich ein römischer Bürger im
Gegensatz zu einem germanischen Häuptling nebst Familie lebte und welche
gesellschaftlichen Strukturen, Werte und Normen jeweils vorherrschten.
Mit der
Beschreibung der Initiationsriten von Frau und Mann, der Eheschließung und den
Begräbnisriten der beiden Völker macht sie deutlich, wie verschieden und doch
so ähnlich sie einander waren, was ich sehr interessant finde, da ich vieles
noch nicht wusste.
Ein großer
Unterschied, der sich für mich herauskristallisiert hat, ist die Betreuung und
Erziehung der Kinder und die Rolle der Frau in der Ehe und Gesellschaft.
Dadurch,
dass die Autorin die Geschichte so aufgebaut hat, dass man immer im Wechsel
erfährt, wie es jeweils mit Lucius und Alruna sowie deren Familien weitergeht,
schafft sie es, die Spannung konstant aufrecht zu halten.
So einige
Charaktere wie Alruna und Lucius wuchsen mir schnell ans Herz.
Gespannt
verfolgte ich ihren Werdegang und wie sich ihr Wesen und ihre Glaubenssätze im
Laufe ihres Lebens veränderten.
Ich erfreute
mich an ihren schönen Erlebnissen und litt mit ihnen, als sie von schweren
Schicksalsschlägen gebeutelt wurden.
Die
Charaktere in „Das Flüstern der Ahnen“ sind sehr gut beschrieben.
Auch hier
hat die Autorin ihr Wissen einfließen lassen und so zum Beispiel vor meinem
inneren Auge die Patrizierin Lucia in der typisch römischen Kleidung der damaligen
Zeit; die Heilkundige Alma mit all ihrem Wissen über Zauberlieder und
Heilkräuter; einen fahrenden Händler mit Geschichten aus der Ferne oder einen
weisen germanischen Häuptling als Oberhaupt über einen Dorf mit vielen Familien
lebendig werden lassen.
Sie alle
und viele weitere Charaktere hat sie rund um die Hauptcharaktere Alruna und
Lucius eingebettet in ihre jeweilige Kultur, Wohnräume, Esskultur und Umgebung
dargestellt und mir so unter Anderem auch einen Einblick in das Leben in
germanischen Dörfern und dem alten Rom gewährt, der sehr authentisch wirkt.
Der Götter-
und Ahnenglaube der beiden Völker, die alten Bräuche und deren Präsenz im
Alltag haben mich sehr fasziniert und ein wenig mit Wehmut erfüllt.
Die
Autorin hat das Thema jedoch nicht romantisiert, sondern auch seine
Schattenseiten aufgezeigt.
Sehr schön
fand ich die große Verbundenheit der Germanen mit Tieren und der Natur.
Stimmig
fand ich auch die an die damalige Zeit angepasste Sprache der Autorin, welche
zum Beispiel als Zeitrechnung Begriffe wie Monde und Winter verwendete.
Während
dem Lesen musste ich immer wieder einige Begriffe und Orte im Glossar nachschlagen, über
welches ich sehr dankbar war.
Da meine
geografischen Kenntnisse eher bescheiden sind, hätte ich mich über eine kleine
Karte gefreut, auf welcher ich die Routen von Lucius und Alruna nachverfolgen
könnte.
Die
Autorin lässt die Varusschlacht und ihre Hintergründe lebendig werden und mich
hautnah am Schicksal und den Gedanken des Römergermanen und Sohn eines
Cheruskerfürstens Arminius teilhaben.
Er war ein
enger Vertrauter des mitleidlosen Varus und stand in einem großen
Interessenskonflikt.
Seine
innerliche Zerrissenheit wird im Buch sehr nachvollziehbar geschildert.
Was damals
wirklich in den Köpfen der Beiden vorging werden wir wohl nie genau erfahren,
aber so wie im Buch geschildert könnte sich die Geschichte tatsächlich
zugetragen haben.
Mir hat das Buch sehr
gut gefallen und ich bin schon sehr gespannt auf die anderen Werke der Autorin!
Viel Spaß beim Lesen
wünscht Aletheia
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